Das muss sich Maria Fekter nicht gefallen lassen. Es sei ihm darum gegangen, das dauernde "Herausplappern" aus Sitzungen der Eurogruppe zu beenden, sagte Jean-Claude Juncker zum Informationsstreit mit der Finanzministerin. Fekter sei eben das erste "Opfer" gewesen, fügte er im ORF ironisch hinzu. Das passt ganz zu dem, was er in Kopenhagen abfeuerte: Die Absage seiner Pressekonferenz solle "das Geschwätz beenden".

Der frauenverachtende Ton war unüberhörbar. Würde er das beim deutschen, beim französischen Minister auch so sagen? Nun empört sich die halbe Nation über so manche verbale Entgleisung, die Hemdsärmeligkeit Fekters.

Ihre Sprache ist zuweilen alles andere als fein. Dass sie aber in Kopenhagen selber - wenn auch verfrüht - vor die Presse trat, um die Bürger zu informieren, war verständlich. Namens der Regierung stimmte sie dort der Verdoppelung der Haftungen Österreichs für die Eurozone zu, von 21 auf 40 Milliarden Euro. Das entspricht dem gesamten Universitäts- und Forschungsbudget bis 2023. Der Betrag wird fällig, sollten Spanien und/oder Italien zahlungsunfähig werden. Es geht um "ein Obligo, das sogar Deutschland bankrottiert", heißt es in Brüssel (Berlin steht für 400 Milliarden gerade). Und da will Juncker sich als Schulmeister aufspielen, der nach Gutsherrenart im stillen Kämmerlein führt? Ministern den Mund zu verbieten, das ist in der EU, so wie sie ist, unerträglich. Demokratie geht vor Markt. (Thomas Mayer, DER STANDARD, 5.4.2012)