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Der Vater und sein Bekannter haben das Auto in einem Waldstück bei Graz stehengelassen.

Foto: EPA/STR

Wien - Der dänische Staatsangehörige, der am Dienstag in Graz seinen fünfjährigen Sohn vor den Augen der Mutter in ein Auto gezerrt hat, will sich nach Angaben des Senders TV2 in Dänemark der Polizei stellen. Der Sender beruft sich dabei auf eine entsprechende Aussage eines Sprechers des Vaters. Zuvor hatte es geheißen, dieser sei mit dem Kind "untergetaucht". Nun verwies der Sprecher gegenüber dem TV-Sender auf eine "Vereinbarung" mit der Polizei. Diese habe eine "Lösung" angeboten, er nannte aber keine weiteren Details.

Demnach werde sich der Vater stellen und zugleich Kinderpsychologen den Zugang zu seinem Sohn ermöglichen. Der Sprecher, ein Mitarbeiter einer Rechtsberatung, hielt fest, dass es dem Kind gut gehe: "Ich habe ihn erst vor einer halben Stunde gesehen. Er ist einfach ein fröhlicher Bub, der mit seinem Vater zusammen ist. Tatsächlich wirkt er sehr unberührt von der Situation."

Fahrzeug sichergestellt

Es gehe vor allem darum, zum Wohl des Kindes "die Emotionen herauszuhalten", hatte zuvor der Leiter der Staatsanwaltschaft Graz, Thomas Mühlbacher, erklärt.

Der Vater hatte der Mutter den Fünfjährigen vor dem Kindergarten entrissen. Laut der Frau hatte ihm einer seiner Bekannten geholfen, das Kind in das Auto zu zerren. Die Fahndung wurde sofort eingeleitet, bisher wurde allerdings nur das Fahrzeug - ein in Wien zugelassener Leihwagen - in einem Wald bei Graz sichergestellt. Dieses wird nun auf Spuren untersucht. Die Polizei ging davon aus, dass der Vater des Buben im Wald das Auto gewechselt und seine Flucht fortgesetzt hat.

Beide Elternteile haben Obsorge

Die Sachlage ist kompliziert, da in Dänemark, wo die Familie mehrere Jahre gelebt hat, der Vater die Obsorge hat, in Österreich aber die Mutter. Möglich ist das nur, weil Dänemark jenes EU-Übereinkommen (Brüssel IIa) nicht unterzeichnet hat, das regelt, dass Sorgerechtsentscheidungen der einzelnen Länder wechselweise zu akzeptieren sind. "Das ist ein juristisches Problem, man sollte einen kühlen Kopf bewahren", erklärte Mühlbacher. Der Mann war bis zuletzt zur Fahndung ausgeschrieben, "weil wir vor allem wissen wollen, wo das Kind ist", so Mühlbacher. Die Staatsanwaltschaft Graz will sich sämtliche Pflegschaftsakten zustellen lassen, um einen genauen Einblick in die Sachlage zu bekommen.

Die Anwältin der Mutter, Britta Schönhart, sagte: "Wir werden einen Antrag nach dem Haager Übereinkommen zu Kindesentführung stellen, um das Kind nach Österreich zurückzubringen." Im Moment sei es allerdings schwierig, einen solchen Antrag überhaupt zuzustellen. Jedes Jahr gibt es in Österreich nach Schätzungen des Justizministeriums 25 Fälle von Kindesentführungen. "Plus/minus fünf Fälle", sagte Ressortsprecherin Dagmar Albegger.

Vater bleibt untergetaucht

Zuvor hatte die dänische Zeitung "Jyllands-Posten" einen Sprecher des Vaters zitiert, wonach dieser mit seinem Sohn in seiner Heimat "untergetaucht" sei. Der Vater selbst hatte in einer Stellungnahme an Medien versichert, es gehe dem Buben gut. Er wolle ihn keinesfalls vollständig von der Mutter isolieren. (APA/red, derStandard.at, 4.4.2012)