Wien - Es tut sich was auf diversen "Heimseiten": Am Dienstag war stolzundfrei nicht mehr erreichbar, eine der wichtigsten österreichischen Neonazi-Seiten. "Dieser Blog wurde gesperrt", hieß es unter der Adresse nur, zusammen mit dem Hinweis "Grund: Illegale Inhalte". In den vergangenen Tagen waren bereits mehrere prominente Neonazi-Websites offline gegangen. Der Datenforensiker Uwe Sailer vermutet, dass Ermittlungen der deutschen Behörden im Umfeld der sogenannten "Reichsbewegung" (DER STANDARD berichtete) sowie Hackerattacken der Grund sein könnten.

Stolzundfrei gilt als Nachfolgeprojekt der alpen-donau.info, die bereits 2011 vom Netz gegangen war. Davor waren bei Hausdurchsuchungen der Neonazi Gottfried Küssel und ein weiterer Verdächtiger festgenommen worden, beide sitzen nach wie vor in U-Haft. Das Innenministerium geht davon aus, dass es Verbindungen zwischen den Betreibern der beiden Seiten gibt, die Staatsanwaltschaft Wien ermittelt im Fall von stolzundfrei derzeit gegen unbekannt. Mit dem Offline-Gehen der Seite habe man aber nichts zu tun, heißt es sowohl im Innenministerium als auch bei der Staatsanwaltschaft.

Host für viele Rechtsextreme

Dass stolzundfrei tatsächlich aufgrund "illegaler Inhalte" vom Netz genommen wurde, ist sehr unwahrscheinlich. Die Seite wurde von logr.org gehostet, einer Blog-Plattform, auf der zahlreiche rechtsextreme Seiten untergebracht sind, etwa auch jene der "Nationalen Sozialisten Münster" und der "Autonomen Nationalisten Wetzlar". Laut Sailer wird logr.org vom Dortmunder Dennis G. betrieben, gemeldet ist die Plattform in Florida. Logr.org wiederum liegt auf den Servern von dreamhost.com, auf denen auch alpen-donau.info gehostet wurde.

Auf stolzundfrei waren fast täglich neue Einträge veröffentlicht worden, etwa Fotos von "Propaganda-Aktionen" (Flyer-Verteilung in Wiener Gemeindebauten) und Texte von deutschen Gesinnungsgenossen. Laut Sailer wurde stolzundfrei zumindest einmal mit Material beliefert, das von Stefan M. stammt, einem ehemaligen Chef des Bunds Freier Jugend und Aktivisten aus dem Umfeld der rechtsextremen AFP. (Tobias Müller, DER STANDARD, 4.4.2012)