Wien - "Der Trend geht eindeutig in Richtung dezentrale Energieproduktion. Darauf müssen wir uns einstellen", bekennt Wien Energie-Vorstand Robert Grüneis. Montagabend präsentierte er mit Co-Vorstand Susanna Zapreva die nächsten Schritte in Richtung erneuerbare Energieproduktion. Das Ziel: Bis 2030 sollen 50 Prozent der in Wien benötigten Energie nachhaltig erzeugt werden. Derzeit sind es bei Strom elf und bei Wärme 18 Prozent.

Kommende Woche soll bereits das dritte Bürgerbeteiligungskraftwerk in den Verkauf gehen. Das erste derartige Fotovoltaikkraftwerk mit 2100 Paneelen war nach 26 Stunden ausverkauft gewesen - das zweite nach sechs Tagen. Ein Paneel kostet inklusive Errichtung, Netzanschluss, Wartung und Betrieb 950 Euro. Sprich: Binnen einer Woche waren knapp vier Millionen Euro Privatkapital in Richtung Erneuerbare bewegt worden. Die Rendite: 3,1 Prozent.

Fotovoltaik

Anfang März war überdies der Baubeginn der bisher größten Fotovoltaikanlage Wiens auf Gemeindebaudächern im 23. Bezirk (der Standard berichtete). Diese Anlage finanziert Wien Energie selbst - Zapreva kündigte noch "weitere Geschäftsmodelle" an.

Im Dezember startete Wien Energie gemeinsam mit der EVN den Bau des Windparks Glinzendorf, mit einer Gesamtleistung von rund 18 MW. Auch in diesem Bereich werde heuer noch "der eine oder andere Windpark" folgen. Bis 2014 soll auch Österreichs größtes Geothermiewerk in Aspern fertiggestellt werden - bei Erfolg dürfte es nicht das einzige bleiben: Wenn das Gaswerk Leopoldau 2020 vom Netz geht, sollte dessen Wärmeproduktion durch Geothermie ersetzt werden.

Spätestens im Juni soll auch der Spaten für den Bau eines 150 MW-Wärmespeichers stechen. Was die Energiespeicherung betrifft, wird derzeit geprüft: "Da wird es einen großen Bedarf geben, wir schauen uns alles an, da gibt es keine Tabus", sagt Grüneis. (Roman David-Freihsl, DER STANDARD, 4.4.2012)