Wien - Rund 95 Prozent der Mitarbeiter im Hilfswerk sind Frauen, der Großteil von ihnen ist teilzeitbeschäftigt. Viele würden "aus persönlichen Gründen oder familiären Verpflichtungen" in dieser Form arbeiten wollen, meint Hilfswerk-Präsident Othmar Karas. 2010 waren 6279 Frauen in Österreich bei dem sozialen Verein beschäftigt, nur 328 von ihnen in einem Vollzeitausmaß.

Bedarf höher als Angebot

Die meisten sind rund 25 Stunden pro Woche als Pflegerinnen oder in der Alten- und Kinderbetreuung beschäftigt. Während der Wirtschaftskrise vor einigen Jahren wäre die Nachfrage nach Vollzeit in einigen Regionen gestiegen. Der Grund: Viele Männer hatten ihre Stellen verloren, die Frauen waren plötzlich die Alleinverdienerinnen. Ob ein Wechsel auf eine volle Stelle möglich ist, hänge von mehreren Faktoren ab. Zum einen, ob der Zuschuss vom jeweiligen Bundesland eine Aufstockung erlaubt. Zum anderen, ob es in der entsprechenden Region überhaupt Bedarf an Vollzeitpflegekräften gibt. Grundsätzlich sei der Bedarf aber höher als das Kontingent. 

Qualifiziertes Personal ist knapp, aktuell sind rund 300 Stellen im Hilfswerk ausgeschrieben. Karas geht davon aus, dass wegen der starken Nachfrage all jene eine Vollzeitstelle bekommen könnten, die eine suchen. Beim Fonds Soziales Wien waren im Vorjahr von 591 Beschäftigen 100 in Teilzeit. Der Frauenanteil liegt bei etwa 80 Prozent. Auch hier heißt es: Ein Wechsel zu Vollzeit sei grundsätzlich kein Problem. Sollte das in der eigenen Abteilung nicht möglich sein, werde eben in einer anderen nach Möglichkeiten gesucht.

Vor allem in der mobilen Pflege sei es schwierig eine volle Stelle zu bekommen, sagt Ursula Frohner, Präsidentin des Pflegeverbands. Präzise Angaben könne sie leider nicht machen, "da es kein Berufsregister gibt" . Frauen mit Kindern hätten oft nur die Möglichkeit der Teilzeit. " Manche wählen das, kombiniert mit anderen Tätigkeiten", so Frohner. Um auf ein volles Einkommen aufzurunden, arbeiten nicht wenige schwarz als Pflegerinnen. Oder bilden sich weiter, was sie für andere Stellen - etwa in Krankenhäusern - attraktiv macht. (Julia Herrnböck, DER STANDARD, 4.4.2012)