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Juntachef Amadou Sanogo wies seine Truppen angesichts der Eroberung Gaos durch die Rebellen an, die Stadt aufzugeben.

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Die Soldaten Malis (hier bei einem Manöver im Jahr 2004) haben Timbuktu verlassen.

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Bamako - Rund eineinhalb Wochen nach dem Staatsstreich in Mali wird die Lage in dem westafrikanischen Land immer brisanter: Am Montag läuft ein Ultimatum aus, das die Nachbarländer den Putschisten gestellt hatten. Die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS) hatte den Anführern des Coups Ende vergangener Woche mit scharfen Sanktionen gedroht, sollte die Macht im Land nicht innerhalb von 72 Stunden an eine zivile Regierung zurückgegeben und die verfassungsmäßige Ordnung wiederhergestellt werden.

Die ECOWAS-Staatschefs wollten am Montag in der senegalesischen Hauptstadt Dakar über das weitere Vorgehen beraten, berichtete der Sender Radio France International (RFI). Eine Delegation der Putschisten war am Wochenende ins angrenzende Burkina Faso gereist, um Gespräche mit Präsident Blaise Campaore zu führen, der von der ECOWAS als Vermittler eingesetzt worden war.

Tuareg-Rebellen hissen Flagge in Timbuktu

Nach der Einnahme der Städte Gao und Kidal im Nordosten von Mali haben die Tuareg-Rebellen am Sonntag die Oasenstadt Timbuktu eingenommen. Sie hätten auf mehreren Gebäuden ihre Flagge gehisst, nachdem Regierungskräfte die Stadt verlassen hätten, sagten zwei Bewohner der Nachrichtenagentur Reuters. Die seit ihrem Putsch vor eineinhalb Wochen herrschende Militärjunta erklärte indes die außer Kraft gesetzte Verfassung wieder für gültig und versprach Neuwahlen, bei denen sie selbst nicht antreten will.

"Sie haben die Stadt erreicht. Sie haben ihre Flagge gehisst", sagte El Hadj Baba Haidara, ein lokaler Parlamentsabgeordneter, am Telefon. Ein Hotelangestellter bestätigte die Anwesenheit der Tuareg und sagte, sie seien gemeinsam mit einem "früheren malischen Minister" gekommen. Ein Augenzeuge berichtete, dass die Rebellen der Nationalen Befreiungsbewegung von Azawad (MNLA) ihre Flagge bei den Büros des Gouverneurs und des Bürgermeisters sowie auf dem Gelände des Militärcamps gehisst hätten. Weitere Bewohner berichteten von Schüssen und Plünderungen. Dem Direktor einer Privatschule zufolge wurde ein junger Mann durch einen Granatsplitter im Bauch getötet.

Die Tuareg-Rebellen hatten die Eroberung Timbuktus angekündigt. Timbuktu werde eingekreist, um die in der Stadt verbliebene "politische und militärische Verwaltung" der malischen Regierung zu "vertreiben", erklärte die MNLA in einer im Internet veröffentlichten Erklärung. Übereinstimmenden Angaben zufolge arbeiteten die Rebellen dabei mit einer islamistischen Gruppe zusammen. Die Rebellen kämpfen für die Unabhängigkeit ihrer Region Azawad.

Juntachef erklärt Verfassung wieder für gültig

Juntachef Amadou Sanogo erklärte am Sonntag die Verfassung und sämtliche staatlichen Institutionen wieder für gültig. Die derzeitige "Krise" im Land müsse beigelegt werden. Sanogo kündigte eine Übergangsphase mit "freien, offenen und demokratischen Wahlen" an, "an denen wir nicht teilnehmen werden".

Mit dem Staatsstreich gegen den bisherigen Präsidenten Amadou Toumani Toure am 22. März wollten die Putschisten eigentlich den Kampf gegen den Tuareg-Aufstand vorantreiben. Doch der Putsch hat die Rebellen in ihrem Kampf noch ermutigt: Bereits am Freitag eroberten sie die Stadt Kidal, am Samstag fiel die Garnisonsstadt Gao. Die Tuareg kämpfen für einen eigenen Wüstenstaat in einem Gebiet, das größer als Frankreich ist. (APA/Reuters, 1.4.2012)