Wien - Zwar will die Hälfte aller Europäer lieber selbstständig sein als für jemand anderen arbeiten, vor unternehmerischen Risiken scheuen aber viele EU-Bürger zurück. In den USA ist die Hälfte bereit, auch dann eine eigene Firma zu gründen, wenn ihre Geschäftsidee scheitern sollte, in Europa nur jeder vierte, zitiert EU-Industriekommissar Erko Liikanen aus einer Umfrage.

"Mehr Leute in Europa müssen Unternehmer werden, denn wir können es uns nicht leisten, das brachliegende unternehmerische Potenzial nicht anzuzapfen", sagte der für Klein- und Mittelbetriebe zuständige Kommissar bei einer Konferenz zum EU-Grünbuch "Entrepreneurship in Europe" (Unternehmertum in Europa) am Montag in Wien.

Mentale Hürden

Neben der Beseitigung rechtlicher Barrieren müsse man auch mentale Hürden vor der Selbstständigkeit beseitigen, um die Gründung neuer Unternehmen zu forcieren. Die Erziehung zur Selbstständigkeit müsse schon im Kindergarten beginnen, meint Liikanen. Nur so sei das Lissabon-Ziel der Union zu erreichen, nämlich die USA bis zum Jahr 2010 als wettbewerbsstärksten Wirtschaftsraum der Welt zu überholen.

Mehr Unternehmensgeist sei auch bei der Nachfolgefrage dringend nötig: "In den kommenden zehn Jahren braucht ein Drittel aller Unternehmen einen neuen Eigentümer", sagte der aus Finnland stammende EU-Kommissar. In Österreich gelte es im selben Zeitraum rund 400.000 Jobs durch erfolgreiche Firmenübertragung zu erhalten, sagt Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl. (rose/DER STANDARD Print-Ausgabe, 17.6.2003)