Die Sensoren in der Haut, die es zum Beispiel möglich machen, Blindenschrift zu erlernen, einen Safe zu knacken oder einen Kuss zu genießen, waren bisher für die Wissenschaft ein Rätsel. Die sensorischen Nervenzellen, die der Wissenschaftler Jung-Bum Shin aus der Forschungsgruppe von Gary Lewin vom MDC untersucht haben, befinden sich neben dem Rückenmark und besitzen lange Ausläufer, die in der Haut enden. Dort bilden sie die Sensoren für Empfindungen. Durch den Einsatz neuartiger Genchips fanden die Forscher heraus, dass sich die verschiedenen Mechanosensoren in der Haut an Hand ihrer Genexpression unterscheiden lassen. Das bedeutet, dass bei jedem untersuchten Sensor jeweils ein anderer Satz von Genen abgelesen wird. "Damit ist es jetzt erstmals auch möglich, die Genexpression als Marker für die Sensoren einzusetzen", erklärt Lewin.
"Tore"
"Eines der wichtigsten Erkenntnisse war, dass ein bestimmter, hochempfindlicher Typ von Mechanosensor über einen besonderen Kalziumkanal verfügt", so Lewin. Kalziumkanäle sind für die Erregung von Muskel- und Nervenzellen von grundlegender Bedeutung. Diese speziellen Proteine befinden sich in der Hülle der Zelle und fungieren als selektive "Tore", über die der Kalziumaustausch zwischen der Zelle und ihrer Umgebung stattfindet. Dadurch ist die Zelle in der Lage, ihre Funktions- und Kommunikationsfähigkeit mit ihrer Umgebung aufrechtzuerhalten.