Florian Stangl darf in Stützenhofener Pfarre arbeiten.

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In seinem Umfeld habe nie jemand ein Problem mit seiner Homosexualität gehabt, sagt Florian Stangl. Dass nun rund um seine sexuelle Orientierung und seine Partnerschaft die Wogen hochgingen, sei "quasi eine Premiere", ergänzt der 26-Jährige.

Auch die römisch-katholische Kirche in Österreich betrat Neuland: Sie führte nach der Pfarrgemeinderatswahl am 18. März eine Debatte darüber, ob der verpartnerte junge Mann, der im Weinviertler Stützenhofen mit den meisten Stimmen in den Pfarrgemeinderat gewählt wurde, diese Funktion überhaupt ausüben darf. Am Freitag teilte Christoph Kardinal Schönborn mit: Er darf.

Vielleicht auch gerade deshalb, weil Stangl keiner ist, der es darauf angelegt hatte, die Kirchenoberen herauszufordern. Er habe überhaupt nicht daran gedacht, sagte er des Öfteren, dass die Kirche mit einem in einer eingetragenen Partnerschaft lebenden Schwulen als Pfarrgemeinderat - also damit, dass er als Homosexueller nicht keusch lebt - ein Problem haben könnte. Überrascht habe ihn auch das Aufsehen, das seine Geschichte erregte.

Seit fünf Jahren lebt der gebürtige Wiener in Stützenhofen, einem kleinen Ort im Bezirk Mistelbach. Als Siebenjähriger zog er mit seiner Familie nach Eggenburg, wo er zur Volksschule ging, später besuchte er das Hollabrunner Gymnasium, absolvierte seinen Zivildienst und studierte dann Sonder- und Heilpädagogik in Wien.

Nebenher arbeitete er bei der Caritas in der Behindertenbetreuung, was nach seinem Studienabschluss 2009 sein Vollzeitjob wurde. In der Freizeit fährt Stangl mit seinem sieben Jahre äl-teren Lebensgefährten Alexander gern ins Kino oder ins Theater, außerdem "sind wir Klassikmusikfans". Seit sechs Jahren sind die beiden ein Paar, seit 2010 hochoffiziell.

Die Liebe zur Musik verbindet Stangl auch mit der Kirche, die immer zu seinem Leben gehört habe: "Ich habe ministriert, war in der Jungschar, und jetzt bin ich im Kirchenchor", zählt er auf. Als die Debatte um ihn und seine Partnerschaft aufkam, sei er von der Institution enttäuscht, vor allem aber überrascht gewesen. Er habe auch daran gezweifelt, ob er denn in der richtigen Glaubensgemeinschaft sei, "aber nur kurz". Das Gespräch mit Schönborn, das am Samstag vergangener Woche stattfand, habe ihn wieder versöhnt. Schönborn sei "sehr offen" und "ehrlich interessiert" gewesen. Schönborns Auftreten beeindruckte Stangl. Offensichtlich war es auch umgekehrt. (DER STANDARD, 31.3./1.4.2012)