Bild nicht mehr verfügbar.

Landesrat Anton Steixner ärgert sich über die Politik.

Foto: apa/parigger

STANDARD: Sie sind selbst Jäger. Sollte sich ein Landeshauptmann, wie auch Günther Platter, zur Jagd einladen lassen dürfen?

Steixner: Ich jage schon seit meiner Jugend. Und meine Alm im Stubaital hat ein Jagdrecht. Ich sehe es also auch von der anderen Seite, da ich auch oft Leute auf die Jagd einlade. Und ich lade Menschen ein, mit denen ich gerne Zeit verbringe und die selber keine Möglichkeit haben zu jagen. Jemanden mitzunehmen ist ein tolles Erlebnis. Das in Verbindung zu bringen mit Geschäften auf Bundesebene, wo angeblich Millionen kassiert wurden, ohne echte Leistung zu erbringen, halte ich für unglaublich. Dass Jagen in dieser Diskussion mitläuft, ist mir unverständlich. Die Jagdeinladungen hat es immer gegeben. Man braucht aber auch ein Grundvertrauen, dass ein Politiker in seinen Entscheidungen alle gleich behandelt. Jeder Politiker hat Menschen, die er gut kennt und gerne mag und die er trotzdem nicht besser behandelt. Egal, ob ich mit ihm esse, eine Skitour mache oder auf die Jagd gehe.

STANDARD: Wird bei Jagden denn viel gemauschelt beim stundenlangen Warten auf den Hochständen?

Steixner: Nein. In Tirol sitzt man nicht am Hochstand, das sind Bergjagden. Bei diesen muss man viel und lang gehen. Das ist körperlich sehr anstrengend.

STANDARD: Ihnen wurde 2009 vorgeworfen, den Chefredakteur des ORF-Tirol auf die Jagd eingeladen zu haben. Würden Sie es wieder tun?

Steixner: Er ist eingeladen worden, weil mein Bruder Paul und ich ihn kennen und mögen und nicht, damit dann anders berichtet wird. Wir laden oft Leute ein. Weil ich selber keine Zeit und Lust habe, viel zu schießen. Wen sollte ich sonst einladen als jemanden, den ich gerne mag? Wenn ich meinen besten Freund, der vielleicht Unternehmer oder Journalist ist, nicht mehr mitnehmen dürfte, obwohl keiner einen Vorteil draus ziehen will, dürfte ich gar nicht mehr auf die Jagd gehen.

STANDARD: Heiß diskutiert werden in Tirol auch Agrargemeinschaften. Warum ist es so schwierig, das Urteil des Verfassunsgerichtshofes umzusetzen, das den Gemeinden den Ertrag aus Substanzwerten der Bauern, also etwa Schottergruben oder Pachten, zugesteht?

Steixner: Die Umsetzung ist im Gang. Wir mussten zunächst ja feststellen, welche Agrargemeinschaften wirklich aus Gemeindegut entstanden sind. Es gibt ja insgesamt 2000 in Tirol. Erst dachten wir, 400 seien aus Gemeindegut entstanden, dabei sind es rund 250. Das ist eine aufwändige Geschichte. Bis auf wenige Fälle ist das entschieden. Dann mussten die Einnahmen auseinanderdividiert werden. Wir sind aber auf einem guten Weg.

STANDARD: Es gibt unter den Bauern Hardliner, die das Urteil nicht akzeptieren wollen. Diese haben die Plattform Agrar-West gegründet. Eine Kampfansage an den Bauernbund?

Steixner: Emotional verstehe ich das sogar. Viele sagen, das kann ja nicht sein. Sie hätten Jahrzehnte gearbeitet, den Wald hergerichtet. Viele ärgern sich, da sie gewerbliche Gründe erschlossen oder unternehmerisches Risiko eingegangen sind. Sie haben das Gefühl, dass alles, wofür sie gearbeitet haben, nichts mehr wert sei. Diese Bauern sind zornig. Sie fühlen sich von mir auch schlecht vertreten, weil ich sage: Das nützt nichts. Das Erkenntnis muss umgesetzt werden. Als Ventil für ihre negative Emotionen ist wohl auch die Gründung der Agrar-West zu verstehen. Das nehme ich zur Kenntnis. Aber ich sehe rechtlich wenig rechtliche Erfolgschancen. für diese Uneinsichtigen.

STANDARD: 2013 sind Landtagswahlen in Tirol und Nationalratswahlen. Wie steht die VP insgesamt da?

Steixner: Da kann man nichts beschönigen. Der VP geht es nicht gut. Ich ärgere mich sehr. Was mich allerdings wundert, ist die Außenwirkung. Die Skandale, die im Untersuchungsausschuss behandelt werden, liegen - etwa durch Meischberger oder Grasser - sehr stark bei der Freiheitlichen Partei. Wenn man Umfragen glaubt, gewinnt die FP aber immer weiter. Und die VP ist sehr stark unter Druck. Das ist unangenehm. Wir können nur täglich unsere Arbeit machen und versuchen, Vertrauen zurückgewinnen. Ich bin seit mehr als 20 Jahren in der Politik, eine Schlammschlacht wie jetzt habe ich noch nie erlebt. Politiker tun sich einen schlechten Dienst, wenn sie meinen, durch Anpatzen anderer stehe man selbst sauberer da. Wenn ich sehe, dass auf Bundesebene Leute Millionen kassiert haben sollen, bin ich enttäuscht. So etwas hätte ich nie für möglich gehalten. (DER STANDARD, 31.3./1.4.2012)