Toulouse - Zwei französische Forscherinnen haben einen prädiktiven Test entwickelt, um das Darmkrebs-Risiko bei Patienten einzuschätzen, bei denen bereits ein Polyp entfernt wurde. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Cancer Prevention Research veröffentlicht.

In Frankreich sind Kolonkarzinome die zweithäufigste Krebsart und die vierthäufigste Todesursache bei Krebserkrankungen. Hyperplastische Polypen sind die häufigsten kolorektalen Verletzungen, von denen fast ein Viertel der europäischen Bevölkerung zwischen 20 und 54 Jahre betroffen sind. Sie wurden lange als gutartig eingestuft und bis heute wurde den Patienten nach der chirurgischen Entfernung keine medizinische Weiterbetreuung empfohlen. Einige dieser Polypen könnten jedoch Vorläufer von Kolonkarzinomen sein. Die beiden französischen Forscherinnen Catherine Seva und Audrey Ferrand des Krebsforschungszentrums in Toulouse haben eine Methode entwickelt, mit der sich feststellen lässt, welche Untergruppen von Polypen möglicherweise bösartig sind.

Progastrin an Darmkrebs-Entstehung beteiligt

Seva und ihre Mitarbeiter haben über 10 Jahre eine retrospektive klinische Studie durchgeführt, bei der sie das Vorhandensein des Proteins Progastrin in den hyperplastischen Polypen von 74 Patienten untersuchten. Bekannt war bereits, dass Progastrin an der Darmkrebs-Entstehung beteiligt ist. Es wird von kolorektalen Tumorzellen produziert, kommt jedoch in gesunden Kolonzellen nicht vor. Die Forscherinnen konnten einen wichtigen Zusammenhang zwischen einem erhöhten Progastrinspiegel und der späteren Ausbildung von präkanzerösen Veränderungen aufzeigen.

Während diese Polypen als gutartig und ungefährlich eingestuft wurden, entwickelten 100 Prozent der Patienten mit einem hohen Progastrinspiegel innerhalb von 2 bis 10 Jahren nach der Polypenentfernung Adenome - bekannt als Vorstufe von Kolonkarzinomen. Im Gegensatz zu Patienten, die dieses Protein nicht oder nur in geringen Mengen produzierten, bildeten sich innerhalb der 10 Jahre nach Entfernung des Polypen keine Krebszellen.

Ausgehend von diesen Ergebnissen entwickelten die Wissenschaftlerinnen einen Test, der auf dem Patientenalter und der immunhistochemischen Markierung basiert. Dieser Test ermöglicht eine sehr genaue und spezifische Voraussage für die Ausbildung von Tumoren bei Patienten mit hyperplastischen Polypen. Patienten mit einem hohen Progastrinspiegel könnten nach der Operation länger betreut werden. Nun soll eine Studie mit einer größeren Patientenanzahl folgen, um diesen Test als Routineverfahren anerkennen zu können. (red, derStandard.at, 30.3.2012)