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Spezialeinsatzkräfte bei der Festnahme von mutmaßlichen Islamisten in Coueron nahe Nantes.

Foto: REUTERS/Stephane Mahe

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Maskierte Spezialeinheiten führen einen der Verhafteten in Coueron ab.

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Paris - Bei einer groß angelegten Razzia gegen Islamisten in Frankreich sind am Freitag 19 Verdächtige festgenommen worden. Der Einsatz stehe "nicht nur" im Zusammenhang mit den Attentaten im Großraum Toulouse, wo der Islamist Mohamed Merah insgesamt sieben Menschen erschossen hatte, sagte Präsident Nicolas Sarkozy. Bei der Razzia wurde auch der Anführer der bereits verbotenen Islamistengruppe Forsane Alizza, Mohammed Achamlane, festgenommen.

In der Früh starteten die Ermittler in mehreren französischen Städten Durchsuchungen, darunter in Toulouse, Nantes, im Großraum Paris, in Marseille, Nizza und Lyon. Beim Anführer von Forsane Alizza im westfranzösischen Nantes wurden drei Kalaschnikows, eine Pistole und eine Handgranate gefunden, wie es aus Polizeikreisen hieß. 17 Verdächtige wurden danach in Polizeigewahrsam genommen, wo sie vorerst zu den Vorwürfen verhört werden.

Die Auflösung der salafistischen Gruppierung Forsane Alizza war im Jänner von Innenminister Claude Guéant angekündigt und Ende Februar dann vollzogen worden. Laut Guéant bildete die Gruppe Islamisten "für den bewaffneten Kampf" aus und strebte "die Herrschaft des Islam" in Frankreich an. Auf ihrer Internetseite warb Forsane Alizza zuletzt offen um Unterstützer, "vor allem Soldaten". Achamlane bestritt damals aber jegliche Gewaltabsichten der "Reiter des Stolzes", wie die Gruppe übersetzt heißt. Er sprach von "Diffamierung".

Ermittlungen seit Anfang März

Die Razzia leiteten nun Ermittler des Inlandsgeheimdienstes DCRI und der Anti-Terror-Polizei in Paris mit Unterstützung der Polizei-Eliteeinheit Raid. Sie handelten auf Anforderung der Justiz: Seit Anfang März läuft nach Angaben aus Justizkreisen bei Pariser Anti-Terror-Richtern ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Vorbereitung von Terrorakten.

Sarkozy hob im Radiosender Europe 1 hervor, dass die Razzia "nicht nur mit Toulouse" zusammenhänge, sondern sich auf das gesamte Staatsgebiet erstrecke. Es werde auch weitere Einsätze geben, kündigte er an. Bestimmte Leute sollten zudem ausgewiesen werden. Mit Blick auf die Attentatsserie von Toulouse sagte der Präsident, diese sei ein "Trauma" für Frankreich, das "ein wenig" dem Trauma nach den Anschlägen vom 11. September 2001 in New York und Washington entspreche, auch wenn er beides nicht vergleichen wolle.

Merah hatte sein erstes Opfer, einen Fallschirmjäger der Armee, am 11. März getötet. Danach erschoss er zwei weitere Fallschirmjäger sowie drei Kinder und einen Lehrer vor einer jüdischen Schule, bevor er nach 32-stündiger Belagerung in seiner Wohnung in Toulouse von Elitepolizisten erschossen wurde. Die Ermittler gehen davon aus, dass der 23-Jährige, der am Donnerstagabend in Toulouse bestattet wurde, neben seinem älteren Bruder noch mindestens einen weiteren Komplizen hatte. Merah war dem Geheimdienst als Salafist bekannt. Er hatte sich selbst als Mitglied des Terror-Netzwerks Al-Kaida bezeichnet.

Die Razzia am Freitag hing laut Polizei aber "nicht direkt" mit den Ermittlungen zu Merah zusammen. Sarkozy hatte nach der Attentatsserie von Toulouse die Sicherheitskräfte aufgefordert, die Gefährlichkeit von Verdächtigen zu überprüfen, die für ihre Sympathien für islamistische Ideen bekannt sind. Nach Angaben eines hochrangigen Polizeivertreters sind in Frankreich etwa hundert Islamisten im Visier der Sicherheitsbehörden. (APA, 30.03.2012)