Es bleibt, wie es schon mal war - bevor die Neue Mittelschule (NMS) erfunden wurde: Das Intermezzo mit drei Schulen für die Zehn- bis 14-Jährigen - Hauptschule, NMS, AHS - ist bald zu Ende, dann muss Österreich wieder mit zwei Selektionsstufen auskommen. Wo Hauptschule war, soll Neue Mittelschule werden. Hauptsache, das achtjährige Gymnasium bleibt unangetastet. Neue Schule, alte Politik. Politik, die sich von allen bildungswissenschaftlichen Erkenntnissen auf der Höhe der Zeit, aber auch von den überzeugenden politischen Erfolgsprojekten in anderen Ländern komplett abgekoppelt hat.

Die Tatsache, dass auch dort, wo es Neue Mittelschulen gibt, der Run ins Gymnasium anhält, bestätigt das nur. Es ist die Flucht in den sicheren Hafen. Eltern wollen ihre Kinder in die Schule bringen, von der sie sich die besten Zukunftschancen erwarten. Ja, auf die sie heute oft nachgerade panisch setzen, weil aus den Bildungsbürgern von einst regelrechte Bildungspanikbürger geworden sind.

Alle fürchten, dass ihr Kind den sozialen Lift nach oben verpassen könnte, wenn es in der falschen Schule landet. Also alles daran setzen, dass das Kind gleich oben einsteigt. Eltern haben jedes Recht der Welt, das zu wollen, Kinder - alle -, es zu bekommen. Die Politik aber hat die Pflicht, angemessene Lösungen zu schaffen, die das Vertrauen der Menschen ins Bildungssystem stärken, anstatt die kollektive Abstiegspanik und Aufstiegshysterie anzuheizen. (Lisa Nimmervoll, DER STANDARD, 30.3.2012)