Menschliche Schattenseiten in allen Stilen: die britischen Crippled Black Phoenix.

Foto: Karolina Tsirogiann

Salzburg - Papa Greaves war Besitzer eines Plattenladens im nordenglischen Scunthorpe, versorgte so seinen Filius Justin laufend mit Rockklassikern, deren vielfaches Echo bis in die Gegenwart nachklingt. Zuerst knüppelte sich Justin Greaves aber in den späten 1980ern als Schlagzeuger durch lokale Hardcore- und Thrashbands, danach wurde er Mitglied diverser Dunkelmännerpartien mit Hang zu stoischem Geriffe (Iron Monkey, Electric Wizard). Als ein guter Freund und Musikerkollege in jungen Jahren starb, war es erst einmal vorbei mit dem Zeitlupenkrach.

Der Mogwai-Bassist Dominic Aitchison ermunterte Greaves, es noch einmal mit Musik zu probieren. Nachdem sich der Schlagzeuger dann erstmals die Gitarre zur Brust genommen hatte, war die Keimzelle für Crippled Black Phoenix gelegt. Seit 2004 gibt es die Band mit wechselnden Besetzungen, Justin Greaves hat - inzwischen Multiinstrumentalist - die Rolle des Frontmanns übernommen.

Das erste Album des Septetts, "A Love of Shared Disasters", erschien 2006, es folgten vier weitere, zuletzt heuer "The Crafty Ape" (Mankind). Vielleicht weil dem jungen Greaves im väterlichen " Record Village" die ganze Bandbreite an Stilen zugänglich war, lassen sich Crippled Black Phoenix schwer einordnen.

Geprägt von seiner Vorliebe für so disparate Gruppen wie Motörhead, NoMeansNo, Swans, Adam & The Ants, Steely Dan oder Jean Michelle Jarre, vor allem aber die mittleren Pink Floyd, oszilliert die neuerdings durch eine Frauenstimme verstärkte Artrockcombo zwischen ebenso elegischen wie epischen Breitwandinszenierungen mit reichlich Orgel- und Streicherbeiwerk und dunkelmetallischer Hard- oder folkiger Progrock-Grundierung. Dazu streift man schon einmal beim TripHop, Blues, Italo-Horrorfilmsoundtrack und Postpunk an.

Eine wahre Referenzhölle: von Pink Floyd über die Fleet Foxes bis Godspeed You! Textlich geht es im Konzeptdoppelalbum um menschliche Schattenseiten, Deevolution, Unterdrückung und Krieg. (Gerhard Dorfi, DER STANDARD, 30.3.2012)