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Nach einem 1,2 Kilometer langen Marsch öffnet sich die enge Felsenschlucht zum Schatzhaus von Petra.

Foto: Christopher Pillitz / Corbis

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Anreise & Unterkunft

Die Royal Jordanian fliegt dreimal die Woche nach Jordanien. In dreieinhalb Stunden erreicht man von Wien aus Amman.

In Petra befindet sich das Fünf-Sterne- Hotel Mövenpick, von dem man in weniger als zwei Minuten den Eingang zur Sehenswürdigkeit erreicht. Allgemeine Informationen: www.visitjordan.com

Die Verwandlung von Jean Louis Burckhardt in Sheikh Ibrahim Ibn Abdallah hätte selbst der perfektionistische Method-Actor Robert De Niro nicht toppen können: Für seine neue Identität als muslimischer Kaufmann trat der Schweizer Forscher dem Islam bei, härtete sich körperlich ab, vollendete seine Arabisch-Kenntnisse und hüllte sich in traditionelles Gewand, sodass schließlich jeder Einheimische keine Zweifel daran hatte, was Burckhardt vorgab zu sein: ein Doktor des islamischen Rechts. Die Identität des Forschers musste unbedingt glaubhaft sein, war sie doch seine Lebensversicherung.

Der 1784 in Lausanne geborene Burckhardt setzte sich mit 24 Jahren nach Malta ab - seine erste Destination auf einer langen Expedition. Im Auftrag der African Association in London sollte er die Quelle des Niger finden. Tatsächlich entdeckte er jedoch drei Jahre später, quasi als Nebenprodukt seiner Forschungsreise, als erster Europäer die sagenumwobene und jahrhundertelang verschollen geglaubte Felsenstadt Petra, seit 2007 eines der sieben neuen Weltwunder. 

Rätselhaftes Wüstenvolk

Im südlichen Jordanien schnappte er schließlich Fabeln von einer verschollenen Stadt auf, die nur mehr den örtlichen Beduinen bekannt sei. Diese hüteten jedoch ihr Heiligtum vor Fremden. Burckhardt erfand eine List, um an dem Wüstenvolk vorbeizukommen: Er gab vor, Aaron, dem älteren Bruder von Mose und einem der 25 Propheten im Islam, huldigen zu wollen. Aarons Grab befindet sich laut Überlieferung auf dem Gipfel des Dschabal Harun südlich von Petra.

Um dorthin zu gelangen, durchquerte Burckhardt die Siq, eine 1200 Meter lange Schlucht, teilweise nur drei Meter breit und umsäumt von bis zu 200 Meter hohen Felsen. Der immer enger werdende Gang öffnet sich abrupt und gibt einen atemberaubenden Blick frei auf den wohl "herrlichsten Ort der Welt", wie es Thomas Edward Lawrence, der "Lawrence von Arabien", über 100 Jahre später in seinem Buch Die sieben Säulen der Weisheit beschrieben hat. Das 40 Meter hohe und 25 Meter breite "Schatzhaus des Pharaos", eine aus dem Fels geschlagene Grabkammer, ist das wohl beeindruckendste Bauwerk Petras und bildet gleichzeitig den Eingang zur einstigen Hauptstadt des arabischen Nomadenstammes der Nabatäer. Das rätselhafte Wüstenvolk kam vor rund 2500 Jahren ins Jordanland und bestimmte lange Zeit den Handel im Nahen Osten. Petra liegt auf der Kreuzung mehrerer der ältesten Handelswege der Welt, unter anderem der Weihrauchstraße. Für die Stadtgründung war die Lage in der Wüste, in der es monatelang nicht regnet, jedoch denkbar ungeeignet. Nur mit einem ausgeklügelten Bewässerungssystem von kilometerlangen, in die Felsmauern geschlagenen Leitungen konnten die Nabatäer die bis zu 40.000 Einwohner mit Wasser versorgen.

Ein Spezifikum der Nabatäer ist, dass sie keine Distanz zu den Toten hielten, sondern Tür an Tür mit ihnen lebten. Lange Zeit nahmen Wissenschafter irrtümlicherweise an, dass es sich bei Petra um eine Art Totenstadt handelt, da von den eigentlichen Wohnbehausungen nur mehr Baureste erhalten sind, sich jedoch noch über 600 Fassadengräber in den Felshöhlen befinden. Diese sind alle frei zugänglich, vorausgesetzt, man bringt Fähigkeiten als Kletterer mit. Im Jahr 363 nach Christus erschütterte ein heftiges Erdbeben Petra, von dem es sich nicht mehr erholte. Lange Zeit war Petra verlassen, bis sich die Beduinen dort niederließen.

Heute gilt Petra als der Höhepunkt einer jeden Jordanienreise. Bei Nacht kann man die Felsenstadt mittlerweile auch besichtigen: Da ist die Felsenschlucht mit hunderten Kerzen ausgeleuchtet, und vor der Schatzkammer spielen Beduinen traditionelle arabische Musik. (Fabian Kretschmer/DER STANDARD/Rondo/30.3.2012)
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