Fast vier Jahre nach Ausbruch der Finanzkrise wird die EU am Donnerstag eines der bisher wichtigsten Regelwerke zur Verhinderung künftiger Krisen beschließen. Im Gegensatz zu dem Trommelwirbel rund um andere wirtschaftspolitische Themen, wie die Finanztransaktionssteuer, geschieht die Aktion still und leise. Vielleicht halten Politiker die Materie für zu komplex. Schade: Die Verordnung zur Regulierung des 530 Billionen Euro schweren Derivatemarktes ist ein großer Wurf.

Zur Erinnerung: Die Geschäfte mit US-Hypotheken waren ein Auslöser der Krise. Im Zentrum dieser Deals standen häufig Derivate. Die Rettung des Versicherungskonzerns AIG im Jahr 2008 war mit umgerechnet 136 Milliarden Euro die teuerste Löschaktion während der Krise. Im Zentrum der AIG-Geschäfte standen Derivate.

Versicherungspflicht für riskante Finanzprodukte

Die EU macht, was möglich ist. Sie setzt nicht einfach Verbote ein, womit Umgehungshandlungen gefördert werden, sondern zwingt dem Sektor mehr Transparenz auf. Zugleich versucht sie Stabilität zu schaffen, indem sie für Derivatehändler eine Versicherungspflicht einführt.

Der erste Schritt ist getan. Damit die Regelungen Wirkung entfalten, kommt es auf die Finanzaufseher an, die sie umsetzen müssen. Die europäischen Aufseher hatten die Vorzeichen der Krise jedoch nicht erkannt. Ihr Glauben an das bedingungslose Funktionieren der Märkte war zu stark. Vorschusslorbeeren sind daher nicht angebracht. (András Szigetvari, DER STANDARD, 29.3.2012)