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Die ÖH präsentierte am Mittwoch einen alternativen Hochschulplan.

Foto: APA/Gindl

Wien - Als Gegenposition zum Hochschulplan des Wissenschaftsministeriums hat die Österreichische HochschülerInnenschaft (ÖH) am Mittwochabend ein alternatives Konzept vorgelegt. "Forum Hochschule" heißt das mehr als 160 Seiten umfassende Papier, das "Anstöße zum Nachdenken über den Hochschulsektor geben, vor allem aber konkrete Lösungen aufzeigen" soll. Studentenvertreter fordern darin gemeinsam mit Experten unter anderem eine einheitliche Hochschulstruktur, einen Abbau von Hierarchien sowie ein "nachvollziehbares, transparentes Finanzierungsmodell".

"Demokratische Hochschullandschaft möglich"

Knapp fünf Monate lang haben Arbeitsgruppen, bestehend aus ÖH-Mitarbeitern sowie Hochschulexperten wie Martin Unger vom Institut für Höhere Studien (IHS), zu den Themen Hochschulfinanzierung, soziale Absicherung von Studenten, Qualität der Lehre, Wissenschaft und Forschung sowie Hochschulorganisation und Governance "eine große Bandbreite an Lösungen" erarbeitet, die laut Papier "größtenteils direkt und sofort umsetzbar" sind. Das "Forum Hochschule" zeige, "dass eine demokratische, offene Hochschullandschaft möglich ist, in der Mitbestimmung und Chancengleichheit großgeschrieben werden", wie es im Bericht heißt. Nun liege es an Regierung und Wissenschaftsministerium, "die Realitäten anzuerkennen und entsprechende Maßnahmen" zu setzen.

Frauenquoten und "Gender Budgeting"

Maßgebliche Reformen strebt die ÖH im Bereich der Hochschulstruktur, -organisation und -finanzierung an. So sollen Unis, Fachhochschulen und Pädagogische Hochschulen zu einem einheitlichen Hochschulsektor samt gemeinsamem Gesetz zusammengefasst werden. Rechte und Pflichten im Rahmen der Autonomie sollen "neu definiert" werden, Hochschulen müssten "aus der Position der Bittstellerinnen gegenüber dem Wissenschaftsministerium befreit werden".

Innerhalb der Hochschule selbst sieht das Papier ein "Faculty-Modell" vor, bei dem Hierarchien unter wissenschaftlichen Mitarbeitern abgebaut werden, Lehre und Forschung nicht mehr organisatorisch getrennt werden und befristete Anstellungsverhältnisse die Ausnahme darstellen sollen. Ein besonderer Fokus des Berichts liegt auf der Frauenförderung, die durch "Gender Budgeting", verpflichtende Gender-Lehrveranstaltungen in allen Studienrichtungen und eine Frauenquote in den Uni-Gremien gewährleistet werden soll.

Grundstipendium gefordert

Ein Drei-Säulen-Finanzierungsmodell soll den Mehrbedarf notwendiger Uni-Mittel errechnen und mit gesellschaftspolitische Zielsetzungen verbinden. Die von Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle geforderten Zugangsbeschränkungen und Studiengebühren werden im Papier abgelehnt, stattdessen spricht sich die ÖH darin "bedingungslos für die Öffnung der Hochschulen und möglichst breite Bildungspartizipation aus". Um Studenten sozial abzusichern, wird ein Grundstipendium mit flexiblen Anspruchsregelungen ebenso gefordert wie die Einführung des Status "Teilzeitstudierender", der Erwerbstätigen oder etwa Studierenden mit Kindern bessere Rahmenbedingungen gewähren soll.

"Bestanden" oder "Nicht bestanden"

Den Studenten entgegenkommen soll man auch bei der Curricula-Struktur: Voraussetzungsketten und Notengebung sollen fallen; Lehrveranstaltungen sollen unter Einbindung der Studenten gestaltet und nur noch mit der Beurteilung "Bestanden" oder "Nicht bestanden" abgeschlossen werden. Die derzeitige Studieneingangs- und Orientierungsphase (STEOP) soll durch eine einsemestrige Orientierungsphase abgelöst werden, die nicht in die Mindeststudienzeit eingerechnet wird, und erst danach die ordentliche Inskription erfolgen. In der Lehre fordert die ÖH eine verpflichtende didaktische Ausbildung, verstärktes Leistungs-Feedback sowie Teamteaching. (APA, 28.3.2012)