Frankfurt - Die deutsche Regierung und der deutsche Bundesbank-Präsident Jens Weidmann halten einen auf bis zu eine Billion Euro aufgepumpten dauerhaften Euro-Rettungsschirm für gefährlich und ungeeignet, die Krise zu lösen. "Genauso wie der Turm von Babel wird auch die Mauer aus Geld niemals den Himmel erreichen. Wenn wir diese immer höher und höher machen, werden wir hingegen immer neue Probleme bekommen - finanzielle wie politische", sagte Weidmann am Mittwoch laut Redetext in London.

Man reagierte damit auf OECD-Generalsekretär Angel Gurria, der am Dienstag in Brüssel eine Aufstockung des dauerhaften Krisenmechanismus ESM für die Euro-Länder auf eine Billion Euro gefordert hatte. Solche Vorschläge führten leider immer wieder zu einer Verunsicherung der Märkte, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Bis dato ist vorgesehen, dass der ESM eine finanzielle Feuerkraft von 500 Milliarden Euro erhalten soll. Er wird im Sommer und damit ein Jahr früher als eigentlich geplant in Gang gesetzt.

Vertrauenskrise braucht andere Lösungen

Weidmann erinnerte bei der Rede in der britischen Hauptstadt daran, dass immer mehr Geld alleine die tiefe Vertrauenskrise zwischen Investoren, Banken und Staaten nicht lösen kann. "Wir müssen realisieren, dass das Geld, was wir bereits auf den Tisch gelegt haben, uns keine dauerhafte Lösung der Krise erkaufen wird." Die erkaufte Zeit müsse dafür genutzt werden, die Wurzeln der Krise zu beseitigen: mangelnde Wettbewerbsfähigkeit einiger europäischer Länder und ihre Überschuldung.

Die Finanzminister und Notenbankchefs der EU-Staaten wollen am Freitag und Samstag bei einem informellen Treffen in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen den ESM endgültig auf den Weg bringen. Deutschland hatte sich lange gegen eine Aufstockung gewehrt, ist aber nun bereit, die beiden Rettungsfonds EFSF und ESM für eine Übergangszeit parallel laufen zu lassen. Je nach Berechnungsmethode kommt damit eine Summe von 700 bis 940 Milliarden Euro zusammen.

Finanzministerin Maria Fekter (ÖVP) will den "bisherigen Rettungsschirm EFSF noch weiterlaufen lassen, damit er die bestehenden Programme für Irland, Portugal und Griechenland abwickelt. Daraus ergibt sich dann automatisch eine höhere Haftungssumme", sagte sie im Interview mit der am Donnerstag erscheinenden deutschen Wochenzeitung "Die Zeit". (APA, 28.3.2012)