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Insgesamt schnitt die Hälfte der getesteten Zahnärzte mit "gut" ab.

Foto: AP/Michael Probst

Wien - Amalgam ist als Füllungsmaterial vor allem aufgrund seines Quecksilberanteils ins Gerede gekommen. Wissenschaftlich belegt ist der Zusammenhang von Amalgamplomben und gesundheitlichen Problemen nicht. Dennoch raten viele Zahnärzte generell zu einem Tausch aller Amalgamfüllungen, stellte sich bei einem Test des Magazins "Konsument" heraus.

Test von 15 Wiener Zahnärzten

Zwei Testpersonen ließen sich von 15 zufällig ausgewählten Wiener Zahnärzten hinsichtlich Amalgamsanierung und Amalgamtausch beraten. Der Großteil der Ärzte informierte zudem vorrangig über privat zu zahlenden Leistungen - etwa Goldinlays oder Kunststofffüllungen.

Der Test zeigte, dass kein einziger Zahnarzt sämtliche vom Gutachter im Vorfeld identifizierten Schädigungen erkannte: Teilweise wurde die Sanierung von zu Testbeginn als gesund eingestuften Zähnen vorgeschlagen, teilweise wurden sanierungsbedürftige Zähne übersehen. Die beiden Testpersonen stießen auf völlig gegensätzliche Diagnosen, die von "alles gesund" bis hin zu "alle Füllungen müssen erneuert werden" reichen. In sieben von 30 Fällen wurde zu einem Tausch aller Amalgamfüllungen geraten - gleich ob diese intakt waren oder nicht.

"Aus medizinischer Sicht müssen intakte Amalgamfüllungen nicht getauscht werden. Dazu kommt, dass eine Quecksilberbelastung vor allem beim Legen und Entfernen der Füllungen auftritt. Beim Ausbohren für die neue Füllung muss darüber hinaus auch immer gesunde Zahnsubstanz entfernt werden", erklärt Angela Tichy, Gesundheitsexpertin beim Verein für Konsumenteninformation (VKI). Immerhin klärte ein Großteil der Ärzte über Vor- und Nachteile der Materialien und über die Kosten auf.

Insgesamt schnitten sieben der 15 getesteten Zahnärzte "gut" ab. Zwei Kollegen wurden als "durchschnittlich" beurteilt. Vier Zahnärzte erhielten nur ein "weniger zufriedenstellend", bei zwei weiteren sei der Test "nicht zufriedenstellend" verlaufen.

Zweitmeinung einholen

Sofern der Zahnarzt zu einer Komplettsanierung rät, ist es sinnvoll, eine Zweitmeinung einzuholen, rät der VKI. Alternativ verwendete Materialien wie Kunststoffe, Gold und Keramik haben gegenüber Amalgam nicht nur Vorteile, sondern auch Nachteile. Wer sich dennoch für eine Amalgamsanierung oder einen Tausch von Füllungsmaterialien entscheidet, sollte sich über diese Vor- und Nachteile sowie die zu erwartenden Kosten ausreichend informieren. "Hier hat man als Patient auch das Recht auf einen schriftlichen Kostenplan", sagt Tichy.

Kosten berücksichtigen

Füllungen aus Amalgam oder Zement werden von den Krankenkassen bezahlt, Kunststoff-Füllungen hingegen sind nur im Frontzahnbereich eine volle Kassenleistung. Nur wenn Amalgam aus medizi­nischer Sicht nicht eingesetzt werden darf, werden die ­Kosten auch im Seitenzahn­bereich von den Krankenkassen übernommen. In allen anderen Fällen wird lediglich ein Kosten­zuschuss in Höhe von 80 Prozent jenes Tarifes gewährt, der für die entsprechende Zahn­füllung aus Amalgam oder ­Zement vorge­sehen ist. (red, derStandard.at, 28.3.2012)