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"Genügend, setzen!" - Zu diesem Urteil kommt die Budapester Semmelweis-Uni, nachdem sie die Dissertation des ungarischen Staatschefs (rechts im Bild) noch einmal überprüfen hat lassen.

Foto: APA/EPA/Varga

Budapest - Der ungarische Staatspräsident Pal Schmitt hat lange Passagen anderer Autoren in seine Doktorarbeit übernommen. Das konstatierte die Überprüfungskommission der Budapester Semmelweis-Universität am Dienstag in einer Aussendung. "Formell" entspreche die Dissertation jedoch den Ansprüchen.

Auf der Webseite der Universität wird betont: "Wenn auch keine Regelwidrigkeit festgestellt wurde, basiert die Doktorarbeit auf einer ungewöhnlich ausgedehnten textgleichen Übersetzung, was nicht rechtzeitig entdeckt wurde." Betreuer und Beurteiler hätten zudem bereits während der Arbeit an der Dissertation auf die unsachgemäßen Quellenangaben hinweisen müssen. 

Textgleichheit von Uni nicht aufgedeckt

Die Untersuchungskommission hält fest, dies sei "ein fachlicher Fehler" der damals noch als eigenständige Einrichtung existierenden Sportuniversität (TE) gewesen, an der Schmitt 1992 dissertiert hatte. Diese habe die Textgleichheit nicht rechtzeitig aufgedeckt, so dass der Autor der Doktorarbeit in dem Glauben gewesen sei, den Anforderungen zu entsprechen.

Seite 34 bis 50 abgeschrieben

Die Kommission stellt zugleich fest, dass von Seite 34 bis 50 "völlige Textgleichheit" mit einer Studie des deutschen Forschers Klaus Heinemann herrsche. Weitere 180 Seiten wiesen eine "teilweise Übereinstimmung" mit einem Text des bulgarischen Sportwissenschaftlers Nikolai Georgiew auf. Laut der Untersuchungskommission entspricht das Dissertationsverfahren aber trotz "Verfahrensmängeln" formell der damaligen Praxis der Sportuniversität, die später in die Semmelweis-Medizinuniversität (SOTE) eingegliedert wurde.

Die Internetausgabe der Wochenzeitung "hvg" hatte im Jänner 2012 berichtet, dass Schmitt den Großteil seiner Doktorarbeit von Georgiew und Heinemann abgeschrieben habe. Der Staatspräsident, ein ehemaliger olympischer Fechter und langjähriger Sportfunktionär, hat die Plagiatsvorwürfe bisher stets zurückgewiesen und sich darauf berufen, dass damals "andere formale Kriterien" üblich gewesen seien als heute.

Opposition fordert Rücktritt

Die ungarische Opposition fordert einhellig den Rücktritt von Staatspräsident Pal Schmitt, der unter Plagiatsverdacht steht. Nach Ansicht der Sozialisten (MSZP) hat Schmitt seine Doktorarbeit "gestohlen". MSZP-Chef Attila Mesterhazy verwies auf die am Dienstag veröffentlichte Erklärung der universitären Überprüfungskommission, der diesen "Diebstahl" eindeutig belege. (APA, 27.3.2012)