Designstar Mario Garcia.

Foto: christoph breneis

Mario Garcia gestaltete fast 600 Medien in aller Welt, etwa "Wall Street Journal" und "Die Zeit". Im Interview bestätigt der Designstar, was der STANDARD 2010 berichtete: Er soll die Krone optisch modernisieren. Einer seiner schwersten Jobs, sagt er.

Design hört er nicht gern, das klinge nach Kosmetik, er wolle Mentalitäten von Medien ändern. Auch bei der Krone. Und wie? Information schnell zugänglich machen, einfach lesbar, und das Medium attraktiv. Attraktiv sei jede Zeitung anders, "wie jede Frau". Wie sieht Frau Krone aus? "Amanda Klachl", pummelige, Sprüche klopfende Hausfrau in der Kleinen Zeitung fällt Garcia zuerst ein. "Vielleicht eine jüngere Amanda mit iPhone."

Chaotische DNA

Schon einfach ist bei dem "seltsamen Tier" schwer: "Die Krone ist in ihrer DNA so chaotisch. Wie ein Schönheitschirurg zu arbeiten hieße, ihr Herz rauszuschneiden." In "langsamer Evolution" werde sie erneuert, im Sinne von Gründer Hans Dichand. Dabei liebt Garcia bei Relaunches "den Big Splash. Ich bevorzuge die Revolution. Ich bin Kubaner." Aber: "Die Krone ist ein anderes Tier." Den großen "Splash" darf Garcia auf dem iPad setzen, vor Print.

Der Vollständigkeit halber: Garcia ist auf Kuba geboren, kam als Kind in die USA und ist amerikanischer Staatsbürger.

Der 65-Jährige wird sein nächstes Buch über Storytelling in Zeiten des iPads alleine auf der Wunderflunder von Apple herausbringen (etat.at berichtete). Am 20. Juni 2012 soll es die App für 15 Dollar geben. Der Verlag bestand darauf, dem Titel "Designlab" voranzustellen, obwohl Garcia - siehe oben - ja eigentlich nicht mehr als Designer bezeichnet werden will.

Mehr Erklärungen, O-Töne, Bewegtbilder

Aber was kann man in Zeiten des iPad für das Storytelling in gedruckten Medien lernen, wollte DER STANDARD noch von ihm wissen. Mehr Erklärungen, über die Nachrichten hinaus, die die Menschen ohnehin aus dem Web kennen, sagt Garcia. Und biegt gleich wieder ab in die multimediale Welt - Print könne eben über das Web und Tablets zu seinen Stories O-Töne und Bewegtbilder liefern, wie er es in seinem iPadbuch tut.

Was wurde eigentlich aus dem Zeitungstrend der vergangenen Jahre, dem Kleinformat? Die Verleger haben inzwischen andere Sorgen, Wirtschaft und Krise, sagt Garcia. Aber für den deutschsprachigen Raum sieht er A4 als ideales Zeitungsformat, wie bei der "Krone", wie bei der "Kleinen". Gilt das auch für die großformatige "Bild"? Nein, die entwickle ihre optische Wucht aus ihrer Größe, "sie hat ihre DNA in ihrer Größe". Auch wenn sie in München regional mit einem kleineren Format experimentierte.

"Mobiltelefone, dort ist die Action"

Und was ist für Garcia DER Medien(design)trend dieser Tage? "Ich würde sagen: Mobiltelefone." Damit wird am meisten experimentiert, da gibt es am meisten Neugier, Abenteuer. Jeder hat eines in der Tasche. Selbst Menschen ohne Bankkonto. Das ist auch das spannendste Feld, um Einnahmen zu generieren." Geradezu abhängig seien die Menschen von ihren Handys. "Shopping, Restaurants - alles in ihrer Tasche."

Der Bildschirm ist relativ klein - was bedeutet das für Medien und ihr Design? "Kurze Informationen", naturgemäß, sagt Garcia. Und verweist auf eine Zeitungspräsenz auf Mobiltelefonen, die er nicht namentlich nennen will: "Dort scrollen sie nicht. Jede Information passt auf den Bildschirm, vielleicht zehn Zeilen, nicht mehr. Und wenn die Leute mehr wollen, dann verweisen sie auf Tablets." Also: "Mobiltelefone, dort ist die Action."

In Österreich arbeitet Garcia neben der „Krone" gerade wie berichtet an den digitalen Medien des "Wirtschaftsblatt" mit dem Focus auf mobilen Endgeräten (Projekt "Mobilista"). Er designte hier etwa schon die "Kleine Zeitung", die "Tiroler Tageszeitung", er beriet die "Salzburger Nachrichten", "tele". (fid, DER STANDARD, 27.3.2012, online ergänzt)