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Radfahrer auf der ganzen Welt protestieren für fahrradtaugliche Städte - wie hier in Mexiko-Stadt.

Foto: REUTERS/Daniel Aguilar

Es ist eine alte Plattitüde: Es muss erst etwas passieren muss, bevor etwas passiert. Darum ist es zwar zynisch, aber genau deshalb auch brutal-logisch, dass Mary Bowers überfahren werden musste, um die Dinge ins Rollen zu bringen: Der Schock über den Radunfall der Jungjournalistin der traditionsreichen Londoner Times, wenige Meter vor den Toren der Redaktion, saß so tief, dass man auch beim Nichtboulevard Anfang des Jahres jedwede noble britische Zurückhaltung ablegte - und sich instrumentalisierte. Positiv gesagt: in den Dienst einer Sache stellte. Negativ: kampagnisierte.

Man bezog also Position - und verfasste ein Manifest. Das - und massive, systematische Pro-Rad-Berichterstattung - sollen mithelfen, urbanes Radfahren sicherer, populärer und selbstverständlicher zu machen.

"Immer mehr von uns fahren mit dem Rad", schrieb Times-Herausgeber James Harding Anfang Februar, "aber immer noch ist es so, dass Radfahrer sich für das Radfahren in den Städten fit machen müssen, aber die Städte nicht fit für Radfahrer sind." Harding lässt die Klientel-Politberater von Hin- und Rücksichtl nicht zu Wort kommen: "Städte müssen fahrradtaugliche Infrastruktur schaffen." Sein Fazit ist eindeutig: "Straßen und Städte (...) müssen sich verändern." Punkt.

Derartiges fällt bei Lobbys auf fruchtbaren Boden: Dieser Tage übernahm die Wiener IG-Fahrrad das Manifest - als Grundlage einer Debatte über Mindeststandards urbaner Radinfrastruktur und zeitgemäßer Pro-Rad-Politik.Die Diskussion an sich ist spannend. Aber eben auch, wer da wo als Transporteur der Botschaft auftritt: Weil es auch beweist, dass eben erst etwas passieren muss, bevor etwas passiert. Leider. (Thomas Rottenberg/DER STANDARD/Automobil/23.3.2012)