Wie oder in welcher Form das Thema Diversity in den Köpfen der Öffentlichkeit, aber auch der Unternehmensvertretungen verankert ist, stellt die kürzlich veröffentlichte Studie "Zukunftsfähige Managementstrategien - Diversity Management & CSR (Corporate Social Responsibility) im Spannungsfeld zwischen Ethik und Betriebswirtschaft" dar. Erarbeitet wurden die Ergebnisse von Diversity Search und factor D in Zusammenarbeit mit dem IHS (Institut für Höhere Studien).Eines erweist die Erhebung ganz klar, näm-lich dass nach wie vor " unternehmerische" Aktivitäten in Sachen Diversity jenen in Sachen CSR nachstehen und somit in den allermeisten Fällen - streng genommen - gerade mal einer Imagepolitur gleichkommt. Aber mit dem positiven Effekt der zunehmenden Einsicht, dass eine Schönung des Images einfach auch endlich ist.

Die Studienautoren kommentieren das so: Es sei zumindest ein Grundstein für weitere, vor allem nutzbringende Maßnahmen gesetzt. Dabei sei es allerdings erschwerend, dass es - trotz klarer Definition - sehr unterschiedliche Auffassungen darüber gibt, was Diversity ist bzw. wie das Thema in die Unternehmenslandschaft integriert werden kann.Die große Mehrheit (87 Prozent) der befragten ATX-Unternehmen (20 Unternehmen, Stand vom Oktober 2011, Anm.) setze, so die Studie, auf Diversity und sei in Österreich Vorreiterin bei Maßnahmen zur Förderung und Nutzung personeller Vielfalt. Dabei werde allerdings häufig nicht das gesamte Diversitätsspektrum in den Blick genommen, sondern nur einzelne Teile davon - wie etwa am Beispiel des Recruiting bzw. der Personalentwicklung beschrieben: Hier werde der Schwerpunkt auf Geschlecht, ethnische Herkunft und Alter gelegt, während trotz überwiegender rechtlicher Gleichstellung sexuelle Orientierung und Religion weiterhin Tabuthemen blieben, heißt es.

Ganzheitliche Strategien

Aber auch in strukturellen Belangen gebe es noch einiges nachzuholen: Maßnahmen werden meist nur punktuell gesetzt, an einer ganzheitlichen Strategie und langfristigen Perspektiven fehle es meist noch. Auch gebe es bei der Qualitäts- wie Erfolgsmessung gesetzter Initiativen erheblichen Nachholbedarf, so in der Studie weiter zu lesen. Ein Beispiel: "Bereits mehr als drei Viertel der ATX-Unternehmen haben ein CSR-Konzept verfasst. Für Diversity-Management verfügen nur 38 Prozent der Unternehmen über ein solches", so die Studie. 19 Prozent der Befragten würden aber an einem Diversity-Management-Konzept arbeiten, heißt es weiter.

Die gute Nachricht: 44 Prozent der befragten Betriebe haben Diversity-Management in direkter Berichtslinie mit dem Top-Management verbunden - was von der wachsenden Bedeutung des Themas zeuge. In Sachen CSR wird bei 75 Prozent der Befragten direkt berichtet. Wichtig sei, dass das Gros der Befragten Diversity-Management sowohl als soziale Verantwortung als auch als Konzept der ökonomischen Nutzenorientierung verorten. Richtig so. Denn ohne Unternehmenskultur, die Vielfalt anerkennt und wertschtätzt, werde diese als Ressource kaum genutzt werden können, so die Studienautoren. (Heidi Aichinger, DER STANDARD, 24./25.3.2012)