Bild nicht mehr verfügbar.

Von 2013 an könnten erstmals Busse und Bahnen in einer Hauptstadt der Europäischen Union flächendeckend gratis verkehren.

Foto: Reuters/Kalnins

Tallinn - Klares Ja zu freier Fahrt mit Bus und Bahn: Bei einer einwöchigen Bürgerbefragung haben sich die Einwohner der estnischen Hauptstadt Tallinn mit deutlicher Mehrheit für einen Gratis-Nahverkehr ausgesprochen. Über 75 Prozent befürworteten eine entsprechende Initiative der Stadtverwaltung, wie am Sonntagabend bekannt wurde. Damit sollen von 2013 an Busse und Bahnen flächendeckend gratis verkehren. Tallinn ist die erste Hauptstadt in der Europäischen Union, die das anbietet.

Bürgermeister Edgar Savisaar zeigte sich zufrieden mit dem Ergebnis. Das klare Votum beweise, dass Tallinner Bürger bereit seien, anders zu denken. "Tallinn ist eine innovative Stadt. Wir sind die erste Hauptstadt, die einen solch umfassenden Schritt vollzieht", sagte er im Fernsehen. Mit den Freifahrten in Bussen, Trolleybussen und Straßenbahnen sollen die im Berufsverkehr häufig verstopften Straßen entlastet werden. Auch einkommensschwache Familien sollen profitieren.

Um die rund 20 Millionen Euro teure Maßnahme zu finanzieren, plant die Stadt Umstrukturierungen bei den öffentlichen Verkehrsbetrieben und im städtischen Budget. Angesichts der schwierigen Budgetlage der Hauptstadt gebe es dafür aber kaum finanziellen Spielraum, warnen Kritiker.

Für die endgültige Abschaffung der Gebühren fehlt noch ein formeller Beschluss des Tallinner Stadtrats. Dessen Abgeordnete hatten im Vorfeld der Abstimmung bereits angekündigt, sich nach dem Ergebnis der Bürgerbefragung richten zu wollen. Die Wahlbeteiligung wurde mit etwa 20 Prozent angegeben, was im Vergleich zu früheren Bürgerbefragungen als außerordentlich hoher Wert gilt. (APA, 25.3.2012)