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T-Mobile will es noch einmal wissen

Foto: Mark Lennihan/AP/dapd

Nach dem gescheiteren Verkauf an AT&T muss sich T-Mobile USA neu erfinden. Eine Armada aus 1.000 zusätzlichen Verkäufern soll vor allem Business-Kunden bringen, dafür muss aber auch das Netz auf Vordermann gebracht werden. AT&T muss kräftig beisteuern.

Nun hat T-Mobile USA Technikchef Neville Ray seine Pläne für das Netz verraten: Er bereitet sich gleich auf LTE-Advanced vor. Außerdem macht er das T-Netz kompatibel mit iPhones.

Scheitern bringt neue Chance

39 Milliarden Dollar hatte AT&T für die Übernahme von T-Mobile USA geboten. Doch weil die Fusion den Wettbewerb zu sehr geschwächt hätte, erteilten die zuständigen Behörden keine Genehmigung. AT&T war gezwungen, das Angebot zurückziehen. Dadurch wurde eine Klausel im Vertrag schlagend: AT&T musste 3 Milliarden Dollar in bar an T-Mobile USA zahlen.

Außerdem soll AT&T Frequenzspektrum im 1700 MHz Band an T-Mobile USA abtreten, und zwar in 45 der 100 wichtigsten Lizenzgebiete. Wenn die FCC dies genehmigt, wird T-Mobile USA jeweils 10 oder 20 MHz Bandbreite erhalten. Der Wert dieser Transaktion wird von AT&T auf eine Milliarde Dollar taxiert. Darüber hinaus soll es zu einem Nationalen Roaming Abkommen zwischen T-Mobile USA und AT&T kommen, Details dazu sind aber noch nicht bekannt.

Vorwärts, Genossen

Dergestalt gedopt orientiert sich T-Mobile USA wieder nach vorne. Es gilt, die Karawane abwandernder Kunden zur Umkehr zu bewegen. Dafür werden die Werbeausgaben deutlich erhöht und 1.000 neue Verkäufer angeheuert. T-Mobile USA will damit vor allem Businesskunden gewinnen.

Weitere Marktsegmente möchte die Tochter der Deutschen Telekom mit fremder Hilfe anlocken: Untermieter (MVNO) im T-Netz sollen unter eigener Marke und mit eigenen Tarifen Kunden werben.

Werbeschmäh "4G"

Voraussetzung dafür ist ein modernes Mobilfunk-Netz. Zwar geht T-Mobile in den USA schon lange mit "4G" hausieren, versteckt dahinter aber lediglich ein HSPA+-Netz. Mit LTE hat das nichts zu tun, und das muss sich ändern.

Neville Ray, Chief Technology Officer (CTO) bei T-Mobile USA, hat diese Woche in einem Blog-Beitrag einen Ausblick gewährt. Er erwägt einen Ausbau von HSPA+ auf bis zu 84 MBit/s, Vorrang hat für ihn jedoch LTE. Er wird Infrastruktur nach dem 3GPP Release 10 installieren lassen, die bereits auf LTE-Advanced ausgerichtet ist.

Der auch als IMT-Advanced bekannte Standard ist die nächste Stufe der Mobilfunk-Entwicklung. Damit kann ein Träger bis zu 100 MHz breit sein und darin unterschiedliche Frequenz-Bänder kombinieren. So sollen theoretisch bis zu 1 Gigabit pro Sekunde übertragen werden können.

iPhones bald willkommen

Ray macht aus der Not eine Tugend: Der späte LTE-Start von T-Mobile USA im Jahr 2013 ermögliche den Kauf besserer Infrastruktur zu einem niedrigeren Preis, streicht er einen Vorteil heraus.

Außerdem wird T-Mobile USA 2G-Spektrum aus dem 1900 MHz Band für HSPA+ umwidmen ("refarming"). Damit werden die aktuellen iPhones das T-Netz verwenden können, was den einen oder anderen Apple-Fan zurückbringen dürfte. Und im derzeit für HSPA+ genutzten 1700 MHz Band können Kapazitäten für LTE freigegeben werden. Das GSM-Netz, so versichert Ray, wird bis auf weiteres in Betrieb bleiben - wenngleich mit geringerer Frequenzausstattung. (Daniel AJ Sokolov, derStandard.at, 23.3.2012)