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In den Serien werden vorrangig Lebensmittel konsumiert, die nach den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) nur sehr sparsam zum Einsatz kommen sollten.

Foto: APA/Dan Steinberg

Wien - Jugendliche und ihr Essverhalten - da steht die Lebensmittelpyramide oft auf dem Kopf. Statt Gemüse und Obst werden Süßigkeiten und Fast Food bevorzugt. Eine wesentliche Rolle könnten dabei Fernsehserien spielen, in denen vorrangig ungesunde Lebensmittel konsumiert werden und damit durchaus das Essverhalten der Jugendlichen beeinflusst wird. Das ergab eine Untersuchung, die am Donnerstag am 29. Ernährungskongress in Wien präsentiert wurde.

Die Kommunikationswissenschafterin und angehende Diaetologin Marlene Schöpf überlegte, ob Fernsehserien nicht das Ernährungsverhalten von jungen Menschen beeinflussen können. In ihrer Master-Arbeit für Publizistik nahm sie dafür elf auf ORF1 ausgestrahlte Serien unter die Lupe und analysierte diese auf ihre Ernährungsinhalte.

14 Prozent der Sendezeit

Als Stichprobe arrangierte sie eine "künstliche Fernsehwoche" mit einem Sample der elf unterschiedlichen Serien im Umfang von 29 Folgen und 12,3 Stunden Sendezeit, von u.a. "Dr. House" über "CSI", "Grey's Anatomy", "Private Practice" bis hin zu den "Simpsons" und "Anna und die Liebe". Diese Formate sind besonders bei TV-Konsumenten zwischen zwölf und 29 Jahren beliebt.

In den Serien werden vorrangig Lebensmittel konsumiert, die nach den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) nur sehr sparsam zum Einsatz kommen sollten, wie Süßigkeiten, Alkohol und Weißmehlprodukte. Auch das Ernährungsassoziierte Verhalten der TV-Darsteller verhält sich zu den Empfehlungen gegenläufig. "Der Protagonist ist normalgewichtig, gesund, erwachsen und kein Ernährungsexperte", erklärte Schöpf. Sie kam weiters zur Erkenntnis, dass Gewicht, Gesundheit und Ernährung entkoppelt werden und eine Propagierung von Alkohol und Süßigkeiten als Emotionsträger besteht.

Die Ernährung wird mit 14 Prozent der Sendezeit thematisiert, wobei der Schwerpunkt eher in Vorabendserien, mit einer Sendezeit von 20 Minuten, als in Hauptabendserien (40 Minuten Sendezeit), liegt. Am häufigsten kommt das Thema Essen in "Mein cooler Onkel Charlie", gefolgt von "Soko Kitzbühel" und "Die Simpsons", vor.

Kaffee an erster Stelle

Was einzelne Lebensmittel betrifft, wird Kaffee mit 15 Prozent am meisten thematisiert, mit zwölf Prozent folgen Süßigkeiten. Getreideprodukte machen neun Prozent des szenisch vorkommenden Essens aus. Werden die Lebensmittel in Gruppen eingeteilt, zeigt sich, dass mit 23 Prozent alkoholische Getränke jeglicher Art den Löwenanteil der Lebensmittel der im heimischen TV gezeigten Jugendserien ausmachen. Insgesamt wird der Verzehr von Fleisch in den Serien mit Männern assoziiert, jener von Gemüse und Spirituosen steht auffallend häufig in Verbindung mit Frauen.

Alkohol wird im Sinne des emotionalen Settings der Serien eher in negativen Rahmenbedingungen thematisiert, Süßigkeiten sind sowohl in negativen als auch in positiven Situationen relevant. Insgesamt scheint dies alles als mögliches Rollen-Vorbild in Sachen Ernährung für junge Menschen nicht gerade ideal, wertete Schöpf.

Ernährungsexperten integrieren

Das wäre besonders wichtig, wenn man sich das Konsumverhalten von Wiener Jugendlichen ansieht, die der Ernährungsmediziner Kurt Widhalm präsentierte: Nur 13 Prozent essen die empfohlene Menge an Obst und Gemüse. Der tägliche Bedarf besteht zu 20 Prozent aus Süßem, aber nur zu sieben Prozent aus Obst und Gemüse. Wiener Jugendliche essen zu fett - an die 160 Gramm Fleisch am Tag - und trinken zu wenig Wasser, dafür 300 Milliliter Softdrinks pro Tag.

Publizistin Schöpf forderte eine Strategie, die bereits schon in den USA durchaus üblich ist. Ernährungsthematiken werden dort in Jugendserien durch die Zusammenarbeit von Diaetologen und Publizisten modifiziert. So arbeiten Experten etwa in den USA bereits bei gesundheitsrelevanten Serien wie etwa "Grey's Anatomy" mit. Immerhin schauen die Zwölf- bis 29-Jährigen täglich 3,2 Stunden TV-Sendungen. (APA, 22.3. 2012)