Alle Fotos: Debi Treloar, aus: Vintage-Flair zuhause, Gerstenberg Verlag

Ein kleines Stück Geschichte inmitten von "Objekten ohne Seele". So würde manch einer Vintage-Möbel bezeichnen - zumindest die richtigen, die, die alt sind und gebraucht, die schon jemand anderer besessen hat. Nicht zu verwechseln mit jenen, die vollkommen neu, aber im Vintage-Stil gefertigt wurden.

Diese neuen, auf alt getrimmten Möbel und Accessoires sind zunehmend in den großen Möbel- und Interieur-Geschäften erhältlich: der weiß lackierte Tisch, dem absichtlich der Lack schon beim Kauf abblättert, ebenso wie die nostalgischen Gewürzschütten und Etageres aus Keramik oder der nordisch-blau lackierte Tisch mit Schubladen, die beim Herausziehen klemmen.

Suchen und Sammeln

Die früher einmal notwendige Beutejagd nach den beliebten Retro-Stücken ist damit hinfällig geworden. Aber will man wirklich ein solches Möbel zu Hause stehen haben, mit dem Wissen um dessen Originalität? Dann lieber doch direkt stöbern gehen auf Antiquitäten- und Flohmärkten, in Second-Hand-Läden und bei Garagenverkäufen, selber, mit viel Mühe.

Um solche Möbel und Accessoires geht es in dem Wohnbuch "Vintage-Flair zuhause". "Wenn alles glatt und neu ist, mangelt es einer Einrichtung an Seele. Ist alles alt, wirkt sie leicht bieder oder verstaubt", heißt es in dem Buch. Die Kunst ist daher die richtige Mischung.

Für die Interieur-Stylistin Emily Chalmers, Betreiberin der Boutique "Caravan" in London, und die Fotografin Debi Treloar ist Vintage eine Leidenschaft - sie sind stets auf der Suche nach originellen Einzelstücken, um sie zu restaurieren. Wie sich Neu mit Alt kombinieren lässt, zeigen die beiden anhand außergewöhnlich eingerichteter Wohnungen. Die Fundstücke in den Häusern und Wohnungen stammen von überallher: Oft sind es Objekte von Trödelmärkten aller Art, ausrangierte Möbel oder Erbstücke von Bekannten und Verwandten oder Mitbringsel von Reisen.

Kleine Details, große Wirkung

Bereits Kleinigkeiten können einem Wohnraum eine völlig andere Ausstrahlung geben: ein alter Ventilator, eine Arbeitsleuchte im Industrie-Stil, Tapeten, ein Patchwork-Quilt, eine Holzkommode, eine frisch lackierte Vitrine oder Schwarz-Weiß-Fotos in alten Bilderrahmen. Vor allem der Küchenbereich eignet sich für Vintage-Kleinigkeiten. So macht sich Silberbesteck in alten, farbigen Emailbehältern gut, ein Teekessel, der auf dem Herd thront oder Keramik aus den 1950ern. Alte Nussknacker, französische Kräutermesser, Kaffeemühlen, Mehlsiebe oder alte Tischdecken mit Spitze sowie Leinenservietten sind ebenfalls liebenswerte Details, die dem Raum ein besonderes Flair geben. Und das Glas Wasser, gegossen aus einem Keramikkrug, schmeckt gleich noch einmal besser. (urs, derStandard.at, 29.4.2012)