Im westafrikanischen Mali, einem der ärmsten Staaten der Welt, haben Putschisten aus der Armee Präsident Amadou Toumani Touré gestürzt. Hintergrund ist offenbar der Aufstand der Tuareg im Norden.
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Bamako / Addis Abeba / Brüssel / Wien - Ein Nationales Komitee zur Wiederherstellung von Demokratie und Staat habe die Verantwortung übernommen und der Herrschaft von Präsident Amadou Toumani Touré ein Ende bereitet, erklärte ein Sprecher der meuternden Soldaten am Donnerstag im Staatsfernsehen von Mali. Als Grund für den Putsch führte er den Streit über ein härteres Vorgehen gegen den Tuareg-Aufstand an. Dem bisherigen Präsidenten sei es nicht gelungen, die Revolte im Norden des Landes zu beenden.
Die Soldaten hatten in der Nacht den Präsidentenpalast in der Hauptstadt Bamako angegriffen. Augenzeugen berichteten von heftigen Gefechten. Dem 63-jährigen Touré und seiner Entourage gelang zuvor die Flucht, wie aus Militär- und Regierungskreisen verlautete. Die Armee verhängte eine unbegrenzte Ausgangssperre und schloss alle Grenzübergänge des Landes. Alle Flüge aus Bamako wurden gestrichen.
Touré befinde sich nach dem Staatsstreich auf einer Militärbasis in Bamako, teilten Anhänger mit. Er sei in Begleitung der Präsidentengarde und gebe von dem Stützpunkt aus die Einsatzbefehle. Zuvor hatte ein Militärbeamter erklärt, der Präsident und die beiden Minister für Sicherheit und Verteidigung seien an einem sicheren Ort. Andere Regierungsmitglieder seien festgenommen worden. Medien meldeten dagegen, der Präsident habe Zuflucht in der US-Botschaft in Bamako gesucht.
Touré war selbst vor etwa zehn Jahren durch einen Putsch an die Macht gekommen. Nach den für 29. April angesetzten Wahlen wollte er eigentlich zurücktreten. In den vergangenen Wochen hatte es wiederholt Forderungen aus der Armee gegeben, die Regierung müsse die Soldaten im Kampf gegen den von den Tuareg angeführten Aufstand besser ausrüsten. In einer Fernsehansprache sagten Vertreter der Putschisten nun, das "Klima der Unsicherheit" im Land und die "Unfähigkeit des Regimes, den Terrorismus zu bekämpfen" habe sie zu dem Putsch bewogen.
Militärchefs festgenommen
In der Stadt Gao, wo eine für den Kampf gegen die Rebellen im Norden zuständige Militärbasis liegt, nahmen die meuternden Soldaten nach eigenen Angaben regierungstreue Militärchefs fest.
Die Tuareg sind ein nordafrikanisches Nomadenvolk. Sie stammen von libyschen Berbern ab und leben seit Jahrhunderten im Gebiet der heutigen Staaten Mali, Marokko, Algerien, Libyen und Burkina Faso. Sie kämpfen unter anderem im Norden Malis für mehr Unabhängigkeit.
EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton rief am Donnerstag zur Wiederherstellung der verfassungsgemäßen Ordnung und zur raschen Abhaltung demokratischer Wahlen auf. In Frankreich, Malis ehemaliger Kolonialmacht, erklärte Außenminister Alain Juppé, sein Land setze die Zusammenarbeit mit Mali aus, erhalte die humanitäre Hilfe an die Bevölkerung aber aufrecht. Der UN-Sicherheitsrat wollte sich noch am Donnerstag in einem Dringlichkeitstreffen mit den Vorgängen in Mali befassen.
Das österreichische Außenministerium sprach eine Reisewarnung aus. "Es wird vor allen Reisen nach Mali gewarnt", heißt es auf der Homepage des Ministeriums. Die Lage sei unübersichtlich. (AFP, dpa, Reuters, red/DER STANDARD, 23.3.2012)