Bei gemütlichem Tempo würden sich auch jene Fiaker, die öffentliche Busse mit buddhistischer Gelassenheit quälen, locker überholen lassen.

Foto: Der Standard

+++Pro
Von Ljubisa Tosic

In einer Stadt, sagen wir Wien, in der gnadenlos ihre Linie haltende Radfahrer für den Fußgänger bedrohlicher sind als der gewisse Regeln befolgende, seine Umwelt einigermaßen wahrnehmende Autonormalverbraucher, fühlt sich der führerscheinlose Flaneur bisweilen als urbaner Kamikaze. Ja, sein Alltagsleben mit einem Schuss Entschleunigung zu würzen führt ihn regelmäßig in nervenkitzelnde Risikozonen, die sich in der Tat mit dem oben abgebildeten Gefährt entschärfen ließen.

Der ersehnte Schimpfkontakt mit Radautisten, die einem nun nichts mehr anhaben könnten, wäre nur einer der Vorteile. Bei gemütlichem Tempo würden sich auch jene Fiaker, die öffentliche Busse mit buddhistischer Gelassenheit quälen, locker überholen lassen. Und nebst der Möglichkeit, sein Mitvolk – der britischen Königin gleich – grüßen zu können, winkt womöglich ein Fototermin mit dem Bürgermeister, so man für seinen konsequenten Beitrag zur Luftverfeinerung das (natürlich noch zu erfindende) Grüne Ehrenkreuz der Stadt Wien erhält.

Kontra---
Von Eric Frey

Wenn man nichts anderes kann als Schreiben und Radfahren, dann bietet das Leben nicht viele Möglichkeiten. Wenn ich eines Tages vom STANDARD genug habe oder er von mir, dann könnte ich nur noch Taxiradler werden (für einen Fahrradboten schaue ich nicht wild genug aus). Aber will ich wirklich als zweibeiniges Fiakerpferd enden und Leute herumchauffieren, die sich nicht einmal ein Flugticket nach Indien leisten wollen, um sich eine halbe Stunde lang wie römische Sklavenhalter aufführen zu dürfen?

Für etwas Herrenmenschentum nehmen sie sogar in Kauf, dass die Fahrt durch die Innenstadt länger dauert als die Einkaufstour der Ehefrau mit Platinum-Kreditkarte. Denn schnell sind diese Vehikel wirklich nicht, selbst wenn – wie bei den roten Wiener "Faxis" – frech mit E-Motor unterm Sitz gedopt wird. Und solange der Fahrpreis nicht nach Passagiergewicht berechnet wird, kommt dieser Job schon gar nicht infrage. Ich befürchte, ihr werdet von mir noch längere Zeit RONDO-Kontras und andere Unsinnigkeiten lesen müssen. (Rondo, DER STANDARD, 23.03.2012)