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Im Zentrum der Ermittlungen: Luigi Lusi.

Foto: Archiv

Während Premier Mario Monti versucht, Italien zu neuer Glaubwürdigkeit zu führen, versinkt es in einem beispiellosen Sumpf von Korruption. "Die Bestechung nimmt überhand", klagt der Präsident des Rechungshofes Luigi Giampaolino. Sie koste das Land rund 60 Milliarden Euro pro Jahr. Jüngster Fall: Romano La Russa, Mitglied der lombardischen Regionalregierung. Gegen den Bruder von Ex-Verteidigungsminister Ignazio wird wegen illegaler Parteienfinanzierung ermittelt. Der christdemokratische Präsident Roberto Formigoni steht bereits massiv unter Druck und erwägt eine Regierungsumbildung.

Auch zwei prominente Linke sind ins Visier der Staatsanwälte geraten: der Bürgermeister von Bari, Michele Emiliano, soll mehrere befreundete Bauunternehmer begünstigt haben. Und der Präsident der Region Emilia-Romagna, Vasco Errani, soll das Unternehmen seines Bruders mit einer Million Euro unterstützt haben.

Kein Korruptionsfall jedoch erregt die Italiener so wie jener des linken Senators Luigi Lusi: Der Schatzmeister der katholischen Linkspartei Margherita hat über 13 Millionen Euro aus der Parteikasse veruntreut. Während der Konsum auf den Stand von 1981 zurückgefallen ist und viele Italiener es nur mit Mühe zum Monatsende schaffen, erfahren sie täglich von neuen Eskapaden des Senators: Villen, Wohnungen, Luxusrestaurants.

Für Reisen gab Lusi allein im Vorjahr 200.000 Euro aus. Für einen Familienurlaub auf den Bahamas blätterte er 33.000 Euro hin und 6500 für eine Fahrt im Orient-Express von Paris nach Venedig. Für einen nicht angetretenen Urlaub in Montenegro bezahlte er 8700 Euro Stornogebühr. Verhaftet wurde Lusi nicht.

Sein Fall demonstriert einmal mehr die Exzesse der Parteienfinanzierung. Obwohl es die Margherita seit fünf Jahren nicht mehr gibt, sind die Kassen voll. Jetzt will Monti mit einem Antikorruptionsgesetz gegensteuern, das die Strafen verschärft. Der Corriere della Sera ortet eine schlimmere Situation als in den 1990er-Jahren: "Italiens Führungsschicht ist dermaßen gierig und exhibitionistisch, dass ihr das Geld nie reicht." (Gerhard Mumelter, DER STANDARD, 22.3.2012)