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An der Sache orientiert: Martin Hochleitner (42) steht in Salzburg einem Museumsverband vor.

Foto: APA/BARBARA GINDL

Dort will der Archäologe und Kunsthistoriker vor allem dem Barock besondere Aufmerksamkeit widmen.

Salzburg - Die Achse Salzburg- Linz ist in die Biografie Hochleitners ebenso eingeschrieben, wie sie das oberösterreichische Landesmuseum mit dem Salzburg-Museum verbindet: Nachdem 1816 Salzburg zu Österreich kam und ein Teil des Landes ob der Enns (heute Oberösterreich) wurde, gründete 1834 eine lokalpatriotische Gruppe rund um den Finanzbeamten Vinzenz Maria Süss das heute als Salzburg-Museum bekannte Haus zu dem Zweck, den Ausverkauf salzburgischen Kulturguts nach Oberösterreich zu verhindern, wo kurz zuvor das Landesmuseum gegründet wurde.

Dies ist eine hübsche Anekdote in Analogie zum neu bestellten Leiter des Salzburg-Museums. Martin Hochleitner, 1970 im salzburgischen Rauris geboren, ging in Oberösterreich zur Schule und kehrte zum Studium nach Salzburg zurück - erst Klassische Archäologie, dann Kunstgeschichte. Im Jahr 2000 wurde er zum Leiter der Oberösterreichischen Landesgalerie bestellt, nachdem er mit Landesmuseumsdirektor Peter Assmann die Galerie im Stifterhaus leitete. Nun geht er wieder zurück, wiewohl er nicht von Heimkehr sprechen möchte, betont Hochleitner, aber er freue sich darauf, bestehende Kontakte zur Salzburger Kunst- und Kulturszene zu vertiefen.

Natürlich sei es eine Stadt mit einem völlig anders strukturierten Publikum und einer höheren Galeriendichte als Linz. Gründe für den Weggang seien dies aber nicht, so Hochleitner. Auch nicht die in den letzten Monaten immer wieder - trotz offizieller Dementis - kursierenden Gerüchte, die Leitung der Landesgalerie solle aus Spargründen an das Landesmuseum übergehen. Und auch nicht die Tatsache, dass er, nachdem er die Kunstsammlung im Ursulinenhof aufgebaut hatte, ein Jahr nach deren Eröffnung 2009 nicht mehr deren Leitung innehatte.

Generell ist der 42-Jährige bekannt dafür - und so beschreibt er sich auch selbst - nicht gerne zu streiten, ohne sich konfliktscheu zu nennen. Man müsse sich allerdings gerade in Konfliktsituationen an der Sache orientieren, was er auch als Leiter des Instituts für Bildende Kunst und Kulturwissenschaften an der Kunstuniversität Linz bewiesen hat. Diese Leitung werde er abgeben, die Professur für Kunsttheorie und Kunstgeschichte aber behalten, bestätigt Rektor Reinhard Kannonier.

Sportliche Sicht

Der Stadt Linz geht der unprätentiöse Kulturmanager und ausgezeichnete Skifahrer also nicht gänzlich verloren. Im Vordergrund stehen nun einerseits die noch geplanten Ausstellungen in Linz (die letzte von ihm eröffnete wird jene mit Arbeiten von Andrea van der Straeten im September 2012 sein), anderseits die Entwicklung eines Programms für Salzburg. Als Geschäftsführer der Salzburg Museum GmbH, der erst nach Ablauf eines Jahres Direktor Erich Marx zur Gänze beerben wird, betreut er nun mehrere Häuser mit unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen: Spielzeug-, Volkskunde- und Domgrabungsmuseum gehören ebenso dazu wie seit Anfang 2012 das Keltenmuseum Hallein und das Barockmuseum am Mirabellplatz. Man müsse sicherlich dem Barock gerade in Verbindung mit Mozart gesonderte Aufmerksamkeit widmen, das ist die einzige thematische Schwerpunktsetzung, die Hochleitner zum jetzigen Zeitpunkt zu entlocken ist.

Und dass er sich auf die Zusammenarbeit mit anderen Häusern freue, auch auf jene mit dem Museum der Moderne. Warum er sich nicht gleich für die aktuell ausgeschriebene Position eines Geschäftsführers des MdM beworben habe? Das habe er sich nie überlegt, antwortet Hochleitner, er habe sich für das Salzburg-Museum beworben und konzentriere sich nun voll auf dessen Leitung. Einen Skifahrer in der Startkabine frage man doch auch nicht, welchen Sieg er heute davontragen wolle, so Hochleitner, in der Kunst wie im Sport konzentriere man sich stets auf das eine Rennen, das vor einem liege. (Wiltrud Hackl, DER STANDARD, 22.3.2012)