Bagdad/Washington - US-Soldaten haben im Raum Bagdad eine weitere groß angelegte Fahndungsaktion nach Anhängern des entmachteten irakischen Präsidenten Saddam Hussein begonnen. "Wir versuchen diejenigen zu ergreifen, die den Irak destabilisieren wollen", sagte ein Sprecher der US-Armee am Sonntag. Die Operation "Wüstenskorpion" konzentriere sich auf Bagdad und die Regionen im Norden und Westen der Hauptstadt.

US-Soldaten durchkämmten zahlreiche Häuser in Falludja, 70 Kilometer westlich von Bagdad, wo sich die Spannungen zwischen der Bevölkerung und den US-Soldaten immer wieder gewaltsam entladen. Der frühere Luftwaffenchef des Irak, Hamid Radja Shalah al-Tikriti - Nummer 17 auf der Liste der von den USA gesuchten Mitglieder der entmachteten irakischen Führung - wurde indes von der US-Armee gefasst. Die USA machen Mitglieder von Saddams Baath-Partei und Saddam-treue Fedajin-Milizen für die Serie von Anschlägen auf die amerikanischen Soldaten im Irak verantwortlich. Seit dem Sturz Saddams vor rund zwei Monaten wurden 40 Soldaten bei Überfällen getötet.

Am Sonntag endete zudem die vor zwei Wochen vom US-Zivilverwalter Paul Bremer ausgerufene Amnestie für den Besitz von Waffen. Die US-Streitkräfte kündigten am Sonntag an, ihr Waffenverbot nach dem Ablauf der Amnestie strikt durchzusetzen. Wer künftig in der Öffentlichkeit Waffen ohne besondere Erlaubnis trage, werde festgenommen. Nur wenige Iraker waren allerdings der Aufforderung gefolgt, ihre Waffen abzugeben.

Kurdische Regierung

US-Generalstabschef Richard Myers hält es nach eigenen Angaben für möglich, dass Iraks gestürzter Machthaber Saddam Hussein noch am Leben ist und den Widerstand gegen die US-Truppen schürt. "Die Mehrheitsmeinung ist wohl, dass er noch lebt, und damit müssen wir uns befassen", sagte Myers am Wochenende im US-Sender Fox News.

Bloße Gerüchte um ein Überleben des früheren Machthabers könnten genügen, den Widerstand gegen die US-Truppen zu befeuern: "Wenn Leute innerhalb des Irak - ganz besonders die früheren Baath-Partei-Mitglieder - denken, dass er lebt, dann kann das ein Problem sein." Die US-Truppen im Irak hätten noch viel zu tun, fügte der General hinzu.

Die rivalisierenden kurdischen Parteien im Irak kündigten unterdessen die Bildung einer gemeinsamen Regierung für den Norden des Landes an. Schon zum Monatsende werde eine neu gegründete Kommission genaue Pläne für die Einheitsverwaltung vorstellen, gaben Sprecher der beiden wichtigsten kurdischen Gruppierungen an. (Reuters, AFP, APA/DER STANDARD, Printausgabe, 16.6.2003)