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Ursprünglich war vorgesehen gewesen, die U1 bereits ab 2015 nach Rothneusiedl fahren zu lassen.

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Ein Querschnitt durch die geplante Station "Altes Landgut" unter dem Verteilerkreis.

Grafik: Wiener Linien

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Folgende Stationen werden bis 2017 dazukommen.

Grafik: APA

Wien - Nun ist es fix: Die Wiener U-Bahn-Linie U1 wird in Richtung Süden vorerst nicht - wie ursprünglich geplant - nach Rothneusiedl, sondern bis zur Therme Wien in Oberlaa verlängert. Insgesamt kommen fünf Stationen dazu. So wird die Linie künftig vom Reumannplatz die Stationen Troststraße, Altes Landgut, Alaudagasse, Neulaa und die künftige Endstelle Oberlaa anfahren. Die Eröffnung der 4,6 Kilometer langen Strecke ist für das Jahr 2017 geplant.

Die Verlängerungs- bzw. Abzweigungsoption nach Rothneusiedl sei aber damit nicht vom Tisch, sagte Finanzstadträtin Renate Brauner am Mittwoch bei der Präsentation der Pläne. Diese Ausbaustufe werde später erfolgen. Ursprünglich war vorgesehen gewesen, die U1 schon ab 2015 nach Rothneusiedl fahren zu lassen. Dass diese Pläne auf Eis gelegt werden, zeichnete sich schon länger ab. Nicht zuletzt wegen hoher Grundstückspreise habe diese Variante nicht oberste Priorität, hatte Brauner bereits Anfang 2011 betont. 

600 Millionen Euro

Der U1-Ausbau nach Oberlaa schlägt mit rund 600 Millionen Euro zu Buche. Die Kosten teilen sich - wie bisher bei U-Bahn-Projekten - der Bund und die Stadt je zur Hälfte. Die Oberlaa-Variante komme damit etwa 200 Millionen Euro billiger als die ursprünglich geplante Verlängerung nach Rothneusiedl. Die Kostenfrage sei aber nicht der Grund für die nun fixierte Trassenvariante gewesen, versicherte Brauner.

Vielmehr habe man sich entschieden, Rothneusiedl vorerst nicht anzubinden, da der entsprechende Stadtteil nicht so schnell entwickelt werde wie damals angenommen. "Wir hängen an der Grundstücksverfügbarkeit", so Brauner. "Die Option Rothneusiedl bleibt aufrecht", betonte Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou: "Ich gehe davon aus, dass dort die Entwicklung in den nächsten Jahren vorangeht." Ein Zeithorizont konnte heute jedoch nicht genannt werden.

Tunnelbau als Herausforderung

Die nun fixierte Strecke nach Oberlaa umfasst fünf neue Stationen. Ab dem Reumannplatz wird die U1 über die Haltestellen Troststraße und Altes Landgut bis zur Alaudagasse in Tunnelröhren fahren. Danach folgt ein kurzes Stück ebenfalls unterirdisch, allerdings in offener Bauweise. Der letzte Teil der Trasse verläuft auf Bodenniveau. Laut Brauner werden allein durch die Stationen Neulaa, mit der die Per-Albin-Hansson-Siedlung angebunden wird, und Oberlaa mit der dort liegenden Therme Wien rund 21.000 Menschen von der Verlängerung profitieren. Eine Fahrt von Oberlaa zum Stephansplatz soll in fünf Jahren nur mehr eine knappe Viertelstunde dauern.

Laut Wiener-Linien-Geschäftsführer Günter Steinbauer stellt vor allem der Tunnelbau eine Herausforderung dar. Die Röhren werden sich teils in knapp 20 Metern Tiefe befinden. Um sich die Variante nach Rothneusiedl offenzuhalten, bauen die Verkehrsbetriebe dort, wo die Trasse Richtung Neu- und Oberlaa abbiegt, eine Weichenanlage ein. Sollte diese Verlängerung mittel- oder langfristig tatsächlich realisiert werden, würden dann die Züge alternierend nach Oberlaa und Rothneusiedl fahren.

Änderung im Straßenbahnnetz

Die Favoritner Bezirksvorsteherin Hermine Mospointner ließ am Mittwoch keinen Zweifel an ihren Wünschen: "Oberlaa darf keine Endstelle bleiben", es müsse irgendwann auch nach Rothneusiedl gefahren werden. Allerdings sei die nun fixierte Prioritätensetzung die "einzig richtige" gewesen.

Die U1-Verlängerung, die 2017 in Betrieb gehen soll, bringt auch Änderungen im Straßenbahnnetz mit sich. Konkret wird die Bim-Linie 67 dann anders geführt, da sie ansonsten parallel zur neuen U1-Strecke verlaufen würde. Die künftige Route des 67ers stehe derzeit noch nicht fest, hieß es von den Verkehrsbetrieben.

Opposition übt Kritik

Die Rathaus-Opposition reagierte kritisch auf das präsentierte Verlängerungsprojekt. Der Ausbau nach Oberlaa komme um Jahre zu spät, ärgerten sich die Freiheitlichen. Zustimmung gab es aber insofern, als eine langjährige FPÖ-Forderung nun endlich übernommen und umgesetzt werde. Die ÖVP forderte eine U-Bahn-Anbindung an Rothneusiedl und somit an die Schnellbahn, um Pendler an der Stadtgrenze abfangen zu können. Die Arbeiterkammer plädierte ebenfalls für eine Verknüpfung mit dem Bahnnetz - konkret mit der Pottendorfer Linie und der Donaulände-Bahn.

Mit der Inbetriebnahme des neuen Abschnitts im Jahr 2017 wird die U1 mit mehr als 19 Kilometern Wiens längste U-Bahn-Linie. Sie wird dann über 24 Haltestellen verfügen. Das erste Teilstück der U1 wurde am 25. Februar 1978 in Betrieb genommen und verband damals den Reumann- mit dem Karlsplatz. Der bis dato letzte Ausbauschritt erfolgte 2006, als der Abschnitt Kagran-Leopoldau für den Verkehr freigegeben wurde. (APA, 21.3.2012)