Etikette ist nicht alles: Wallis Bird, eine Freundin klarer Worte, gastiert heute im Wiener Flex. 

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Wien - Wie um das Klischee irischer Renitenz zu belegen, eröffnet die Songwriterin Wallis Bird ihr neues Album mit den Worten "You don't know shit". Es hilft im Umgang, wenn man weiß, wo wer steht. Etikette ist nicht alles, oft nur ein Umweg und eine Hürde auf dem Weg zur Wahrheit.

Wallis Bird spielt Folkmusic. Eine zeitgenössische Version, die Elektronik in ihren Sound eingemeindet, ohne die Grundstimmung zu zerstören.

Zurzeit tourt die 30-jährige Musikerin durch Europa, um ihr eben erschienenes titelloses neues Album vorzustellen. Heute, Mittwoch, gastiert sie im Wiener Flex.

Bird gilt als kleines Powerhouse, als Kraftwerk, das gerade live erstaunliche Energien freizusetzen imstande ist. Da öffnet sich ihre Musik, streift Pop, Blues und kann gar funky sein. Eine gemeinsame Tour mit dem britischen Grandseigneur des politischen Liedes, Billy Bragg, zeigte, dass Bird auch diesbezüglich richtigliegt.

Ein Kontrastprogramm findet zur selben Zeit in der Szene Wien statt. Die New Yorker Band Helmet gastiert dort. Helmet waren zu Beginn der 1990er eine der aufregendsten Bands des Planeten. Sie speckten Metal so sehr ab, dass nur noch eine skelettierte Version davon übriggeblieben war. Diese wurde staubtrocken und mit voller Wucht und Präzision dargeboten.

Diese Musik überzeugt zwanzig Jahre später noch, auch wenn die Band mit ihrem zweiten Album Meantime (1992) eigentlich alles gesagt hatte. Besser war die Gruppe um ihr Mastermind Page Hamilton nie wieder. Meantime brachte diese Ästhetik auf den Punkt, gleichzeitig erweckte es das Stigma der Perfektion, das allen Folgewerken einen schalen Beigeschmack verlieh. Live jedes Mal eine Wucht. (Karl Fluch, DER STANDARD, 21.3.2012)