Ein kamerascheuer Porträtist: Wilhelm Gaube.

Foto: J. Burger

Wien - "Die Filmerei is a einzige Hetz", sagte Wilhelm Gaube gerne über sein in Österreich einzigartiges Werk. Rund 250 Filme - Porträts, störrische Essays, Kurzdokumentationen - hat er seit den 1960er-Jahren in seiner Funktion als Bibliothekar im Museum des 20. Jahrhunderts (später als stellvertretender Direktor) gefertigt. Alles Arbeiten, die in keinem gängigen Verwertungszusammenhang stehen, die sich selbst genug waren bzw. archivarischen Intentionen folgten: Gaube war der selbsternannte Haus- und Hofdokumentarist der österreichischen Gegenwartskunst.

Hans Staudacher, Oswald Oberhuber, Ona B., Martha Jungwirth, Franz Ringel und viele andere mehr hat Gaube auf unvergleichliche Weise mit der Kamera festgehalten. Sein Stil ordnete sich keiner Konvention unter, ganz unverblümt ging er auf sein Gegenüber zu, allein von Interesse an der Sache und von Neugierde auf die Person gelenkt: Filme als offene Begegnungen - genau deshalb konnte ihnen der Zahn der Zeit nichts Nennenswertes anhaben.

Joerg Burger hat den 1925 im niederösterreichischen Öd geborenen Gaube mit seinem Film In Wirklichkeit ist alles ganz anders 2004 wieder ins Bewusstsein einer größeren Öffentlichkeit gerückt. Die Diagonale widmete ihm im Jahr darauf ein kleines Spezialprogramm. Bereits am vergangenen Montag ist Wilhelm Gaube an den Folgen einer Krebserkrankung gestorben. (kam, DER STANDARD, 20.3.2012)