Wien - Die Österreichische Post plant offenbar, nach Polen zu expandieren. Sie hat über eine Tochtergesellschaft bei der polnischen Antimonopolbehörde UOKiK den Antrag gestellt, den Zustelldienst Kolportaz Rzetelny zu übernehmen, wie aus der Internetseite der UOKiK hervorgeht. Nach Informationen der Wirtschaftszeitung "Puls Biznesu" unterschrieb die Post-Tochter "Post acht Beteiligungs-GmbH" bereits eine Vereinbarung mit der polnischen Gesellschaft Integer, Inhaberin des Kolportaz Rzetelny.

"Wir führen Gespräche, ein Ergebnis erwarte ich in einigen Monaten", sagte der Chef von Integer Rafal Brzoska, gegenüber "Puls Biznesu". Kolportaz Rzetelny sei vor allem im Segment der Zustellung von Postwurfsendungen aktiv, so Brzoska. Im vergangenen Jahr habe das Unternehmen 1,4 Mrd. Reklameschriften verteilt und sei mit einem Marktanteil von 36 Prozent Marktführer in Polen. Die Österreichische Post sei hier als Partner attraktiv, weil sie "der sich am aggressivsten entwickelnde Marktteilnehmer in der Region" sei. Allerdings erwäge seine Gesellschaft auch "andere Szenarien", so Brzoska.

Auch die Österreichische Post bestätigte die Verhandlungen. "Wir sprechen regelmäßig mit potenziellen Kandidaten", sagte die Sprecherin des Unternehmens Ingeborg Gratzer.

Experten vermuten weitere Interessen

Polnische Experten gehen davon aus, dass die Pläne der Österreichischen Post in ihrem Land über das Segment Postwurfsendungen hinausgehen. Nach Ansicht von Adrian Kyrcz, Analyst der Bank BZ WBK, sei sie weit mehr an einer anderen Integer-Gesellschaft interessiert, der mit klassischer Postzustellung beschäftigten Inpost. Auch ein Interesse an der staatlich kontrollierten Poczta Polska selber sei denkbar, so Kyrcz zu "Puls Biznesu". Brzoska von Integer erklärte, sein Unternehmen wachse auch im Bereich der Briefzustellung und bei Paket-Automaten.

Ab 1. Jänner 2013 wird die Liberalisierung des polnischen Markts für Postzustellungen abgeschlossen sein. Noch bis Ende des heurigen Jahres darf nur die polnische Post "Poczta Polska" Briefe bis zu einem Gewicht von 50 Gramm entgegennehmen und zustellen. Große Kunden von privaten Anbietern wie Integer umgehen diese Regelung schon heute dadurch, dass sie Briefe durch auf der Rückseite angeklebte Metallplatten beschweren.

Die "Poczta Polska" will den möglichen Einstieg der Österreichischen Post in Polen nicht kommentieren. "Wir fürchten uns weder vor Konkurrenz aus dem In- noch aus dem Ausland", erklärte der Sprecher des Unternehmens Zbigniew Baranowski gegenüber Journalisten. Die Poczta Polska sei in allen Segmenten konkurrenzfähig, so Baranowski. (APA, 19.3.2012)