Wien - Aus zwölf wurden fünf, genug Konfliktpotenzial birgt die Frage nach dem künftigen Standort des Denkmals für Wehrmachtsdeserteure aber immer noch: Die mit der Suche betraute Arbeitsgruppe reduzierte die Zahl der möglichen Plätze auf eine enge Auswahl. Noch hält man sich im Büro des zuständigen Kulturstadtrates bedeckt. Neben dem Heldenplatz steht aber offenbar auch die Rossauer Lände zur Diskussion, wie der in die Gruppen eingebundene Historiker Magnus Koch im Standard-Gespräch sagt: " Es mag zentralere Orte in Wien geben, dafür verfügt die Rossau aber über einen sehr engen Bezug zur NS-Justiz." Die dortige Kaserne war Sitz der Fahndungsabteilung, sie diente als Verhör- und Folterort.

Kochs Vorbild ist das am zen-tral gelegenen Appellhofplatz in Köln errichtete Denkmal. "Dort war die erste Maxime, dass dieses Thema nicht in die Parteipolitik hineingetragen wird. Es ist zu hoffen, dass das in Wien ähnlich gehandhabt wird."

Für die Rektorin der Akademie der bildenden Künste, Eva Blimlinger, ist klar, wo das Denkmal hingehört: "Mein Vorschlag ist der Ballhausplatz", sagt sie. Konkret schwebt Blimlinger jene Stelle gegenüber der Präsidentschaftskanzlei vor, an der in den 1930er- Jahren ein Engelbert-Dollfuß-Denkmal errichtet hätte werden sollen. Das Dreieck Präsidentschaftskanzlei-Bundeskanzleramt-Denkmal wäre "ideal", auch als " Signal Österreichs an die Welt, weil dort jeder Staatsbesuch vorbeikommt" .

An der laufenden Debatte kritisiert die Rektorin, dass die Kunstuni " derzeit leider nur von außen zuschauen kann". Es wäre gut, "wenn man Künstler einbinden würde und die Frage eines Denkmals nicht nur Historikern und Politikern überlässt". (cab, pm, DER STANDARD, 17./18.3.2012)