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So scheu er um die Ecke blickt, so scheu gibt sich Michael Fischer auch in seiner Befragung: In den heiklen Punkten entschlägt er sich. Einblicke vermittelt er trotzdem - auch unfreiwillig

Foto: APA/Fohringer

Wien - Stefan Petzner ist ein quirliger Typ. Seine Fragen unterstreicht er mit wildem Armgefuchtel, oft verlässt er den Saal, auch um zu rauchen, bespricht sich mit Pressesprecher und Sekretär. Am Donnerstag war der BZÖ-Mann besonders hippelig.

Schon in der Früh versprach er Journalisten einen "Knalleffekt" beim dritten Zeugen: Michael Fischer. Der ehemalige ÖVP-Mitarbeiter und ab 2007 Public-Affairs-Manager der Telekom gilt als wichtigstes Bindeglied für die vermutete verdeckte Finanzierung der ÖVP durch die Telekom.

Doch zunächst geht es um ein anderes Thema und einen anderen Zeugen: Boris Nemsic, der ehemalige Chef der Telekom, soll Licht in die Kursmanipulationsaffäre aus dem Jahr 2004 bringen. Damals wurde Nemsic und seinen Vorstandskollegen Heinz Sundt, Rudolf Fischer und Stefano Colombo ein großer Teil der neun Millionen Euro ausgezahlt, die nach der Manipulation als Boni an etwa hundert Manager gingen.

Er habe die rund 600.000 Euro mittlerweile auf ein Treuhandkonto eingezahlt, verteidigt sich Nemsic. "Einen Bonus, den ich auf diese Art bekomme, will ich nicht." Sonst kann oder will er sich an wenig erinnern: Die Manipulationen wurden im Vorstand nicht thematisiert, man habe sich "um die Zukunft gekümmert".

Eine Erklärung, an der sich vor allem der grüne Abgeordnete Peter Pilz stößt. "Die Finanzmarktaufsicht hat ermittelt, die Medien haben berichtet, und der Vorstand des betroffenen Unternehmens hat nicht einmal darüber geredet?" Nemsic: "Ich konnte ja nicht ahnen, dass der Aktienkauf damals manipuliert war und den Kurssprung ausgelöst hat."

"Ich will Sie nur schützen!"

Petzner explodiert das erste Mal. Er wirft Nemsic vor, dass dieser der Telekom bereits vor dem Kurssprung mitgeteilt habe, in welcher Form er seinen Gewinn lukrieren wolle. Die anderen Abgeordneten und Vorsitzende Gabriele Moser (Grüne) widersprechen Petzner, der sich daraufhin wütend ein Wortgefecht mit Moser liefert, bis diese ihm das Wort entzieht.Dafür platzt aus dem nun aufgewühlten Petzner etwas anderes: Er zweifelt die Fraktionsführerschaft von Pilz an. Der werde von der Staatsanwaltschaft als Beschuldigter geführt. "Ein alter Hut", fährt ihm Pilz dazwischen. Es handle sich um ein von Karl-Heinz Grasser angestrebtes Verfahren. Mehr sei nicht dran. Petzner: "Ich will Sie nur schützen!"

Michael Fischer ist im Zeugenstand. Er soll mittels E-Mails für die ÖVP um Sponsoring bei der Telekom geworben haben. FPÖ-Fraktionsführer Walter Rosenkranz probiert es als Erster: "Welche Partei ist an Sie wegen Zahlungen herangetreten?" Fischer entschlägt sich, weil "ich keinen Einblick in Akten und keine Kenntnis der Vorwürfe habe". Petzner ist am Wort und kann seinen "Knaller" zünden. Er lässt ein Papier vorlegen. Fischer hat am 7. März einen Niederösterreicher-Stammtisch in Wien besucht. Anwesend war auch ÖIAG-Chef Markus Beyrer.Der ist pikanterweise für die Aufklärung der Parteienfinanzierungs- und Korruptionsaffäre in der Telekom zuständig. Personen, die teilweise Beschuldigtenstatus haben, stimmen sich so ab, sagt Petzner. Fischer weist das zurück.

Er sei aber zuständig gewesen für die Organisation von Jagden und in Kooperation mit Ex-Telekom-Vorstand Gernot Schieszler für die Erstellung der Einladungslisten. Er war "Schnittstelle zu allen anderen Parteien und zu Interessenvertretern". So war er auch als "Betreuer" bei einem Jagdausflug auf das Schloss des Lobbyisten Alfons Mensdorff-Pouilly in Schottland. Die Telekom habe diese Jagd bezahlt, sagte Fischer. Der Flug kostete etwa 22.000 Euro. (Saskia Jungnikl, DER STANDARD, 16.3.2012)