Ist unser blauer Planet (hier in der klassischen Aufnahme von 1972) ein Ausnahmefall? Es hing jedenfalls von einigen Zufällen ab, dass sich eine " lebenswerte" Atmosphäre ausbildete.

Foto: NASA/Goddard Space Flight Center

Stuttgart/Graz/Wien - Wie Astronomen vor kurzem erst bestätigten, wimmelt es in der Milchstraße nur so vor Planeten. Hochrechnungen kommen auf ein paar Milliarden Himmelskörper, die entweder einen Stern (in seltenen Fällen auch zwei Sonnen) umkreisen oder einsam durch unsere Galaxie vagabundieren.

Die Gretchenfrage aber bleibt: Auf wie vielen dieser Planeten könnte es Leben geben? Um möglichst differenzierte Antworten war der Grazer Forscher Helmut Lammer (Institut für Weltraumwissenschaft der ÖAW) am Dienstag in seinem Vortrag auf der Frühjahrstagung der Deutschen Physikalischen Gesellschaft bemüht.

Er unterschied dabei nicht nur zwischen "habitablen Zonen" (dem Bereich um einen Stern, in dem prinzipiell Leben möglich ist) und "Habitaten" (Welten mit komplexeren Lebensformen), sondern auch noch zwischen vier Klassen von lebensfreundlichen Welten. Die Masse eines Planeten und sein Abstand zum Stern seien nur notwendige, aber keine hinreichenden Bedingungen für einen habitablen Planeten, so Lammer.

Wie er auch im Fachblatt "Origins of Life and Evolution of Biospheres" ausführte, dürfte die Evolution von Stickstoff-dominierten Atmosphären, wie sie auf der Erde existiert, sehr komplex ablaufen und auf einer Reihe von Zufällen beruhen. Stimmen diese Vermutungen, dann würden sich die Hüllen sehr vieler erdähnlicher Planeten so entwickeln, dass sie nicht unbedingt für komplexes Leben geeignet sind. (tasch/DER STANDARD, 15. 3. 2012)