In der Deutschen Wehrmacht wurden von der NS-Justiz rund 30.000 Todesurteile verkündet, etwa 23.000 davon vollstreckt. Die bei weitem überwiegende Zahl wegen Desertion ("Fahnenflucht"). Entsprechend Adolf Hitlers Diktum: "An der Front kann man sterben, der Deserteur muss sterben." 

Verbrecherischer Krieg

In Deutschland gibt es eine ganze Reihe von Denkmälern für die Deserteure der Wehrmacht. In Österreich soll nun eines in Wien entstehen. Der Kameradschaftsbund protestiert wütend, redet etwas von " Desertion als Strafdelikt" und erweist sich damit einmal mehr als unbelehrbare, ewiggestrige Organisation. Die Deutsche Wehrmacht führte einen verbrecherischen Angriffs-, Eroberungs- und Ausrottungskrieg. Wer sich dem - aus welchen Gründen auch immer - entzog, kann nicht unrecht gehandelt haben (nach Schätzungen gab es immerhin 350.000 bis 400.000 Deserteure - bei einer Gesamtstärke der Wehrmacht von 18 Millionen).

Verteidigungsminister Norbert Darabos will das Denkmal, aber nicht auf dem Heldenplatz. Der sei mit militärischen Denkmälern schon vollgestellt. Abgesehen von Erzherzog Karl und Prinz Eugen wird Darabos wohl an das Gefallenendenkmal im Äußeren Burgtor denken, das einen dubiosen deutschnationalen Hintergrund hat.

Vielleicht sollte man gerade deshalb der Deserteure eines Unrechtskrieges auf dem Heldenplatz gedenken.
 (rau, DER STANDARD, 15.3.2012)