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Rettungskräfte vor dem gesperrten Tunneleingang.

Foto: EPA/LAURENT GILLIERON

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Der Reisebus prallte aus ungeklärter Ursache gegen eine Tunnelmauer.

Foto: REUTERS/Denis Balibouse

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Grafik: APA

Siders - Bei einem schweren Busunglück im Schweizer Kanton Wallis sind 28 Menschen ums Leben gekommen, darunter 22 Kinder. Wie die Behörden Mittwochfrüh mitteilten, prallte der Reisebus in einem Autobahntunnel aus noch ungeklärten Gründen frontal gegen eine Nothaltestelle. In dem Bus mit 52 Insassen befanden sich zwei Schulklassen aus Belgien, die sich nach den Skiferien auf der Heimreise befanden. Der belgische Außenminister sprach von einem "unverständlichen" Unfall - kein anderes Fahrzeug sei daran beteiligt gewesen.

Die Angehörigen der Opfer sollten am Nachmittag per Flugzeug in die Schweiz kommen. Die zwei Militärflugzeuge können 82 Personen aufnehmen und werden die Familien nach Genf fliegen. Psychologen sollten die Angehörigen auf ihrem Flug in die Schweiz begleiten. Belgien schickt darüber hinaus ein spezialisiertes Team für die Opfer-Identifizierung in die Schweiz. Auch der belgische Premier Elio Di Rupo wollte noch am Mittwoch in die Schweiz reisen, begleitet vom flämischen Ministerpräsidenten Kris Peeters. König Albert II. zeigte sich "tief betroffen" von der Nachricht des Unfalls.

Meiste Opfer sind Kinder

Der verunfallte belgische Bus gehört der Busgesellschaft Toptours. Die Gesellschaft habe einen "exzellenten" Ruf, sagte der belgische Staatssekretär für Verkehr, Melchior Wathelet. Die Busfahrer seien am Vortag im Val d'Anniviers eingetroffen, sagte Wathelet nach Angaben der Nachrichtenagentur Belga. Sie hätten den Dienstag vor Ort verbracht, "es scheint, dass die Vorschriften über die Ruhe- und Fahrzeit eingehalten wurden".

Die meisten Opfer sind Kinder im Alter von zwölf Jahren, die im Val d'Anniviers in den Skiferien waren. Bei der Reisegruppe handelte es sich um zwei Schulklassen aus den flämischen Städten Lommel und Heverlee. Neusten Informationen zufolge stammen mindestens sieben Kinder aus den Niederlanden. Dabei ist nicht klar, ob sie sich unter den Verletzten oder den Todesopfern befinden. Insgesamt starben 22 Kinder und sechs Erwachsene - darunter auch die beiden Chauffeure. 24 weitere Kinder wurden verletzt. Sie wurden in vier Spitäler im Wallis gebracht; drei besonders schwer verletzte Kinder wurden in die Unispitäler von Lausanne und Bern geflogen.

Einsatzkräfte arbeiteten die ganze Nacht

Der Reisebus war am Dienstagabend gegen 21.15 Uhr in dem Tunnel der A9 bei Siders aus noch ungeklärten Gründen auf die rechte Seite geraten. Dort hatte er Randsteine touchiert und war in der Folge frontal in eine Nothaltenische geprallt. Die Rettungsaktion im Tunnel dauerte die ganze Nacht.

60 Feuerwehrleute, 15 Ärzte, 100 Sanitäter, zwölf Krankenwagen, acht Hubschrauber, drei Tieflader und drei Psychologen waren am Unglücksort im Einsatz. Alle 24 Überlebenden des Unglücks erlitten Verletzungen, nach Polizeiangaben gab es drei Schwerverletzte. Die Rettungskräfte berichteten von "schockierenden Szenen". Die Polizei sprach von einer "nie dagewesenen Tragödie".

Der verunfallte Bus sei zusammen mit zwei weiteren Bussen aus Belgien unterwegs gewesen, sagte Belgiens Außenminister Didier Reynders. Diese seien jedoch nicht in den Unfall verwickelt gewesen und hätten ihre Reise fortsetzen können. Die Schüler der Grundschule Hommel sind bis vor zwei Jahren immer mit dem Zug in die Skiferien gefahren. Das gab die Schulleitung der Stadt am Mittwoch bekannt.

"Drama wird ganz Belgien erschüttern"

Eine Tragödie dieses Ausmaßes habe es im Wallis noch nie gegeben, sagte der Kommandant der Walliser Kantonspolizei, Christian Varone, am Mittwochmorgen. "Dieses Drama wird ganz Belgien erschüttern", sagte der Botschafter Belgiens in der Schweiz, Jan Luykx.

Der rund 2,5 Kilometer lange Tunnel bei Siders ist im November 1999 eingeweiht worden. Täglich passieren laut der Walliser Dienststelle für Straßenbau durchschnittlich 15.000 Fahrzeuge den Tunnel. Er ist in beide Richtungen mit je zwei Fahrspuren ausgestattet. In den Tunnelröhren herrscht kein Gegenverkehr. (APA, 14.3.2012)