Wer länger als zehn Minuten redet, dem droht die rote Papierampel. Grund zur Flucht bestehe aber nicht, immerhin würden Kaffeepausen und ein Mittagessen locken. Mit diesen Worten leitete der Mikrobiologe Matthias Horn den "Science Day" ein, der am Montag im Biozentrum Althanstraße der Universität Wien stattfand. Früher noch Wissenschaftstag genannt, dient er dem Austausch von PhD- und Masterstudenten und gibt jüngeren Studenten Einblicke in die Forschung.

Den zehnminütigen Vorträgen folgte jeweils eine höchstens fünfminütige Diskussion, die auch in einer Verteidigung der Arbeitsweise oder guten Ratschlägen für die zukünftige Forschung enden kann. Die Jury, die sich aus Postdocs sowie der Gastvortragenden Victoria Orphan vom California Institute of Technology zusammensetzte, wählte die vier besten Vorträge, die Kür übernahm der Meeresbiologe und Wittgenstein-Preis-Träger Gerhard Herndl.

Ausgezeichnet wurde unter anderem der Vortrag der PhD-Studentin Linda Wilhelm über die mikrobielle Diversität im Gletschereis und in Gletscherbächen. Die anderen Siegervorträge behandelten die Entdeckung von neuen, kleinen RNA-Stücken, den sogenannten sRNAs, in Listerien-Bakterien, das Stickstoffvorkommen im arktischen Boden sowie die Identifizierung von ammoniumoxidierenden Archaeen mithilfe spezieller Mikrospektroskopie. Die neu entdeckte Eigenschaft dieser Mikroorganismen spielt eine wichtige Rolle beim Stickstoffkreislauf. Die Preise bestanden in einer Urkunde, einem Kaffeehäferl der Universität Wien und 500 Euro für "international meetings". Die Freude über den Forschungserfolg bleibt aber nicht ungetrübt. Denn die Umstände, unter denen diese Leistungen erbracht werden, sind prekär, wie DER STANDARD erfuhr: Das Biozentrum in der Althanstraße gilt bereits seit 2005 als generalsanierungsbedürftig.

Stromausfälle, Regenwasser

Im Sommer sind die Büros zu heiß, im Winter zu kalt. Unerwartete Stromausfälle erschweren das Heranzüchten der kälteempfindlichen Bakterien in Inkubationsräumen, hinzu kommt Dauerbeschallung durch Bohrmaschinen - ständig muss etwas repariert werden.

Wenn es stärker regnet, werden zwar notdürftig Eimer aufgestellt - Pfützen im Labor sind dennoch keine Seltenheit. Die Computer stehen mittlerweile auf Podesten, um sie vor dem Wasser, das durch undichte Fenster eindringt, zu schützen. "Für Mikrobiologen, die steril arbeiten müssen, ist die Situation Wahnsinn", bedauert PhD-Student Thomas Penz und fügt hinzu: "Es ist frustrierend, weil scheinbar renoviert wird, man davon aber nichts merkt."

Die Situation ändern soll der Bauleitplan Ost, eine Initiative des Wissenschaftsministeriums, bei der die Übersiedlung in das Karree St. Marx im dritten Bezirk angedacht wird. Sowohl das Ministerium als auch die Bundesimmobiliengesellschaft halten eine Generalsanierung weder technisch noch wirtschaftlich für sinnvoll. Der Bauleitplan ist eine Vorbereitung auf die Verhandlungen zu den Leistungsvereinbarungen, die über das Budget der jeweiligen Universitäten in den nächsten drei Jahren entscheiden werden. Der Limnologe Tom Battin ist als Nutzervertreter in die Übersiedlungspläne des Biozentrums Althanstraße involviert und zeigt sich optimistisch: "Wir sehen endlich Licht am Ende des Tunnels." (Sophie Niedenzu, DER STANDARD, 14.03.2012)