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Norbert Darabos will ein Deserteurs-Denkmal. Nur eben nicht am historisch "überladenen" Heldenplatz.

Foto: reuters/Bader

Wien - Neue Aufmerksamkeit für ein lange bekanntes Vorhaben: Der Kameradschaftsbund, als überparteiliche Organisation für das militärische Gedenken zuständig, protestierte vergangene Woche "in aller Schärfe" gegen den Plan, Deserteuren der NS-Wehrmacht ein offizielles Denkmal zu errichten. Desertion sei immerhin ein Strafdelikt, das in allen Rechtsstaaten mit Sanktionen verfolgt werde.

Dafür setzte es massive Kritik von mehreren Seiten. "Der entscheidende Punkt ist, dass das Hitler-Regime alles andere als ein Rechtsstaat war. Desertion im österreichischen Bundesheer ist etwas völlig anderes als Desertion in einer deutschen Kampfeinheit in der Zeit des Nationalsozialismus", unterstrich Bundespräsident Heinz Fischer im Gespräch mit dem Standard. Viele der Deserteure hätten mit ihrer Entscheidung, sich gegen die Befehlshierarchie der Wehrmacht zu stellen ihr Leben aufs Spiel gesetzt - wofür sie ebenso wie die gefallenen Soldaten Respekt verdienten.

Zwar wird das Denkmal wie geplant umgesetzt, konkrete Form nimmt es allerdings nur langsam an. Längst wird nicht mehr die Frage "ob", sondern vor allem der mögliche Standort diskutiert.

Bereits im Vorjahr hat sich ein prominentes Unterstützerkomitee darauf festgelegt, dass das Gedenken am besten auf dem Wiener Heldenplatz stattfinden soll - gerade wegen dessen Vorgeschichte als Ort, an dem Adolf Hitler 1938 jubelnd empfangen wurde.

Doch es gibt auch gegenteilige Meinungen, darunter bekannterweise jene des Verteidigungsministers. Norbert Darabos (SPÖ), selbst studierter Historiker, unterstützt die Initiative, der Heldenplatz sei neben seiner geschichtlichen Belastung jedoch schon jetzt "überladen" mit Denkmälern - weshalb er für einen alternativen Ort plädiert, den das Mahnmal " völlig einnehmen kann". Während für den Heldenplatz und das dortige Gedenken der Bund zuständig ist, fällt das Deserteursdenkmal aber ohnehin nicht in die Kompetenz des Ministers. Die Umsetzung ist Teil des Wiener Koalitionspaktes, für die laufenden Vorarbeiten dreier Expertengruppen sind 25.000 Euro budgetiert - wobei sich eine Gruppe exklusiv der Standortfrage widmet.

Der Heldenplatz sei dabei weiterhin nur eine gleichberechtigte Option unter mehreren, heißt es im Büro von Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny. "Wir alle wollen eine schnelle Lösung", betont der in die Arbeitsgruppen eingebundene Historiker Magnus Koch, derzeit ist das Ergebnis aber noch völlig offen. Das gilt auch für den Zeitplan, weshalb man im Stadtratbüro - entgegen dem vom grünen Klubchef David Ellensohn geäußerten Wunsch nach einer Entscheidung vor Ostern - keinen Termin für das Ende der Planungsphase, somit erst recht nicht für den Beginn der eigentlichen Umsetzung nennt. (cab, DER STANDARD, 13.3.2012)