Salzburg - Er hat sich vor der Festspiel-Eröffnung 2011 aus Protest mit einem großen Transparent vom Salzburger Mönchsberg abgeseilt, schon davor "alle Formen des zivilen Widerstandes und alle rechtlichen Möglichkeiten" gegen eine 380-kV-Leitung im Bereich des Salzburger Gaisbergs angekündigt, und es war offenbar nicht umsonst: Salzburgs Bürgermeister Heinz Schaden bekam heute, Dienstag, von der Verbund-Tochter Austrian Power Grid AG (APG) die Benachrichtigung, dass die Gaisberg-Trasse vom Tisch ist. Die Freileitung wird nun weiter östlich auf dem Gebiet der Gemeinde Koppl errichtet.

Mit einem Gemeinderatsbeschluss in der Tasche und gemeinsam mit Alpenverein, Naturschutzbund, Naturfreunden und Anrainern waren der Bürgermeister und andere Vertreter der Landeshauptstadt gegen die Leitung mit bis zu 90 Meter hohen Masten zwischen Gaisberg und Nockstein aufgetreten. Sie bezeichneten diese Trassenführung als "äußerst unsensibel und zerstörerisch".

"Mensch vor Natur"

Und heute, Dienstag, gab die APG "die bestmögliche Trassenführung" bekannt. Wesentliches Kriterium bei der Wahl sei das Prinzip "Mensch vor Natur" gewesen: Im gesamten Bereich der Trasse befänden sich keine Wohngebäude im Abstand von 70 Metern zur Trassenachse und nur drei Objekte im Abstandsbereich zwischen 160 und 200 Metern. Die neue Leitung wird laut APG im Gemeindegebiet Koppl um rund 850 Meter länger als die bestehende 220-kV-Leitung, die später abgebaut wird. 68 Häuser, die sich derzeit noch im Abstand von bis zu 200 Metern zur bestehenden Leitung befinden (16 sogar im Bereich von weniger als 70 Metern), würden dadurch entlastet.

"Die Vernunft hat gesiegt, unser Widerstand ist erfolgreich, die Verbundgesellschaft wird die horrible 380-kV-Trasse zwischen Gaisberg und Nockstein nicht bauen", freute sich Schaden.

Im zweiten Quartal des Jahres wird die APG nun den zweiten Abschnitt der 380-kV-Freileitung (vom Umspannwerk Salzburg bis zum Netzknoten Tauern in Kaprun) zur Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) einreichen. Das erste Teilstück "Salzburgleitung 1" vom Netzknoten St. Peter am Hart (OÖ) bis zum Umspannwerk Salzburg-Elixhausen (Flachgau) hat eine Länge von rund 46 Kilometern und ist bereits seit März 2011 regulär in Betrieb. (APA, 13.3.2012)