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Grafik: APA

Wien - Die Ende 2009 notverstaatlichte Hypo Alpe Adria soll ab heuer ohne staatliche Hilfen auskommen. Das hofft der Vorstandsvorsitzende der Bank, Gottwald Kranebitter, der gestern, Dienstag, die Jahresbilanz 2011 vorgestellt hat. "Wir werden alles tun, um weitere Zahlungen unwahrscheinlich zu machen", drückte er das vorsichtig aus. Die Bilanz ist, erstmals nach vier Jahren, wieder schwarz - jedenfalls gemäß IFRS-Zahlen; also nach internationalen Bilanzierungsregeln. Demnach hat die Hypo im Vorjahr einen Gewinn von knapp 60 Mio. Euro (nach Minderheiten) gemacht.

Gemäß österreichischem Recht (Unternehmensgesetzbuch UGB) war es ein Verlust von 165 Mio. Euro. Deswegen wird auch der Steuerzahler, der der Hypo seit 2008 mit 1,55 Mrd. Euro unter die Arme gegriffen hat, für das von ihm eingeschossene Geld für 2011 keine Dividende sehen - es entgehen ihm 155 Mio. Euro. Auch der Gewinn stammt nicht aus dem operativen Geschäft; er kommt aus Neubewertungen der eigenen Anleihen.Die Erfolge der Bank beschrieb Kranebitter so: Die Risikovorsorgen sanken von 1,2 Mrd. Euro auf 230 Millionen, das Abbauportfolio (Geschäft, das man los werden möchte) wurde um 1,2 Mrd. Euro verringert, wozu der Verkauf von Beteiligungen und Immobilien 260 Mio. Euro beigetragen hat. Die Landes- und Staatshaftungen wurden um rund drei Milliarden gedrückt und liegen nun noch bei rund 18 Mrd. Euro.

Der Rucksack, den die Hypo trägt, ist dennoch schwer: Die Non Perfoming Loans, also die notleidenden Kredite, haben immer noch ein Volumen von 9,3 Mrd. Euro; das entspricht fast einem Drittel der Bilanzsumme. Das große Ziel der Hypo ist es eigentlich, keine Bank mehr zu sein. Derzeit ist man dabei, Pakete zu schnüren, die möglichst bald verkauft werden sollen. Die Banken Österreich (steht mit 110 Mio. Euro in den Büchern) und Italien (340 Mio. Euro) sind bereits verkaufsfit getrimmt, nun sucht man Käufer, die in Zeiten wie diesen allerdings extrem schwer zu finden sind. Auch "unsere Perle" (Kranebitter) - das südosteuropäische Netz mit sechs Banken in fünf Ländern und der Leasinggesellschaft in Slowenien und einem Buchwert von 1,5 Mrd. Euro - wird im Schaufenster landen.Was danach übrig bleiben wird, ist eine Bad Bank mit zehn Milliarden Euro an Verbindlichkeiten, die Stück für Stück, Asset für Asset, abgebaut werden muss. Wie es Kranebitter ausdrückte: "Den Abbau der dann noch verbliebenen Assets von zehn Milliarden Euro müssen wir selbst bewältigen." Den zehn Milliarden stünden acht Milliarden an " nachhaltigen Werten" gegenüber; es werde trotzdem "großer Anstrengungen und einiger Jahre bedürfen" das Portfolio abzubauen. Es besteht beispielsweise aus Immobilien, Flugzeugen, Schiffen, die mangels Bedienung von Krediten oder Leasing-Raten bei der Hypo gelandet sind.

"Keine Kapitalspritze"

Das haarige Kapitel schlechthin ist jenes des Eigenkapitals, die Quote liegt bei 9,8 Prozent. Der Nationalbank ist das zu wenig, die Kärntner müssen ihren Kapitalpolster, wie berichtet, bis Ende des Jahres um 1,5 Mrd. Euro auffüllen. Angesichts des Schrumpfungskurses der Hypo (weniger Risiko bedeutet weniger Eigenkapitalbedarf) hofft Kranebitter allerdings, diese Spritze vermeiden zu können. "Wir reduzieren unser Risiko und verbessern die Risikostruktur", erklärte er. "Und ich bin zuversichtlich, dass der Regulator würdigt, dass es um eine Sanierungsbank in Staatsbesitz geht. Wir müssen ihn davon überzeugen, dass wir nicht Gürtel, Hosenträger und Schwimmreifen brauchen." Derzeit laufe das Verfahren für die neue Kapitalbemessung, der Hypo-Chef hofft, " dass wir gar kein neues Kapital brauchen". In der Aufsicht, so ist zu hören, sieht man das allerdings anders.

Von der Zukunft ohne Schwimmhilfe noch kurz zur Vergangenheitsbewältigung: Die CSI Hypo hat 2011 rund 16 Mio Euro gekostet, Berater- und Rechtskosten betrugen 26 Mio., Sanierungs- und Restrukturierungsaufwand 30 Millionen. Aus der Idee, einen " Sonderbeauftragten" in die Bank zu setzen, der von dort aus die Rechtsfälle betreuen und direkt dem Ministerium berichten sollte, dürfte nichts werden, hat der Standard erfahren. Stattdessen soll ein " Koordinator" kommen, mit dem könnte auch der Aufsichtsrat. Im Gespräch dafür ist immer noch Ex-Staatsanwalt Georg Krakow. (gra, DER STANDARD, 14.3.2012)