Angesichts des anstehenden Anfütterungsverbots tun einige Politiker so, als würde man ihnen die Butter auf ihrem Brot streitig machen: Da klagt der Chef der Wirtschaftstreibenden, dass er sich von keinem Scheich mehr zum Abendessen einladen lassen kann, stattdessen bleibe einem nur, mit leerem Magen in einen Kuli zu beißen. Da mahnt das Staatsoberhaupt zwar Regeln gegen Korruption nach internationalem Vorbild ein, fürchtet sich aber gleichzeitig davor, dass jemandem wegen eines Kaffees mit dem Kollegen der Staatsanwalt an den Hals gehetzt werden könnte.

Gerade diese beiden Beispiele sollten wohl die gemütliche heimische Bodenständigkeit ins Treffen führen, die nun mit dem neuen Korruptionsstrafrecht als bedroht gilt. Doch bei allem Respekt: Solcherlei Wohlstandsprobleme wirken bloß abgehoben. Mit wie vielen Scheichs kann denn Christoph Leitl bald nicht mehr ungestört dinieren? Und wo, bitte, pflegt Heinz Fischer eigentlich seinen Kaffee einzunehmen, dass er damit die geplante Geringfügigkeitsgrenze von 100 Euro sprengen könnte?

Die Anfütterungsdebatte zeigt, dass hierzulande in einem Klima der ständigen Verhaberung längst auch jegliches Gefühl für angebrachte Geschenke und Einladungen abhandengekommen ist. Statt gemütlicher Bodenständigkeit ist das der eigentliche Nährboden für die Korruption und die Bestechlichkeit. (Nina Weißensteiner, DER STANDARD; 13.3.2012)