Er ist der Trial fahrende Wasserfall. 44 Jahre alt, geboren in Großklein in der Südsteiermark, lebt er nun in Wiener Neustadt – und wenn er zu erzählen beginnt, kommt kein Aufnahmegerät mehr mit. Alfred Wagner. Doch nicht seine Fähigkeit, in drei Sekunden acht vollständige und grammatikalisch richtige Sätze unterzubringen, ist der Grund, warum wie ihn hier erwähnen. Alfred Wagner ist Veranstalter des A-Cup. "Der A-Cup ist Klassik-Trial, das Fahren mit alten Motorrädern, alter Technologie, im alten Fahrstil und Hindernissen, die dieser alten Technologie und diesem Fahrstil gerecht werden. A-Cup, das ist Trial-Fahren und nicht hüpfen – schönes Fahren, fast schon Tanzen."
Diese Art Trial zu fahren, begeistert Alfred Wagner, und er erinnert sich an einen Hang am Salzstiegl: "Wenn ich dort den Hang im Slalom hinauf fahre, dann singe ich dazu immer 'Salzburger Nockerl' und tanze mit dem Motorrad im Takt dazu hinauf."
Baujahr 1954
Alfred Wagner fährt natürlich eine alte Trial. Eine sehr alte Trial. Eine BSA Bantam 150 mit drei Gängen, Baujahr 1954. "Ich wollte ein hinten ungefedertes Bike", sagt Alfred Wagner, "Es musste was richtig rustikales sein. Und ich wollte einen Zweitakter, weil ich kein großer Techniker bin. Dafür bin ich ein leichter Typ und kann auch mit wenig Leistung flüssig fahren." Seine Bantam hat er von einem 73jährigen Engländer gekauft, den er ursprünglich nur zu Rate ziehen wollte: "Ich habe ihn gefragt, worauf ich achten solle, und dann verkaufte er mir seine."
Letztes Jahr fuhr Alfred Wagner die gesamte italienische Klassik-Trial-Meisterschaft und richtete nebenbei den A-Cup, den Austria Cup aus. Dieser ist aber gar nicht nur ein Klassik-Trial-Bewerb, sondern eignet sich wegen seiner Ausrichtung auch besonders für Trial-Einsteiger. Darum wird auch in drei Klassen gestartet: Trials mit Baujahr vor 65, Twinshock, also Trials mit zwei Federbeinen hinten, die bis in die 1980er Jahre gebaut wurden, und die moderne Klasse.
Trial für jeden
"Bei uns kann jeder mitfahren", erklärt der Exil-Steirer das Konzept seines Cups. "Die Anfängerspur passt zu den uralten Motorrädern, die unbeweglich sind und keine Bodenfreiheit haben – und eignet sich damit auch für alte Menschen und echte Anfänger." Jeder, der Moped fahren könne, könne beim A-Cup mitfahren, ist Alfred Wagner überzeugt. "Und die Neu-Einsteiger können gleich von Routinierten lernen. Das funktioniert bei uns sehr gut."
Alfred Wagner selbst ist durch seinen Bruder, der in der Trial-Szene als Webermichl sehr bekannt ist, zum Trial fahren gekommen. "Er hat mir seinerzeit eine MV 50 gebaut", erzählt Alfred Wagner. "Den Sattel hat er weggenommen, weil ich zu klein war, dafür hat er mir einen Autoreifen montiert, auf dem ich sitzen konnte." Mit 14 Jahren hat er eine Fantic 50 bekommen, die er auch gefahren ist – bis er 18 war und sich auf die Schule konzentrieren musste. "Jahre später bin ich im März in Wien über die Nordbrücke gefahren, und auf einmal wusste ich, ich möchte wieder Trial fahren."
2005 besuchte er die ersten Klassik-Trials und brach sich noch im selben Jahr den Ellenbogen. "Da wusste ich, dass ich mehr trainieren muss. Ich wollte immer mehr Bewerbe und Ortschaften sehen", sagt er, "Und mir war klar, wenn ich alles sehen will, muss ich auch alles fahren."
Der A-Cup entstand dann "durch viel reden. Ich dachte mir, man müsste etwas veranstalten, das nicht so weit weg ist wie die Veranstaltungen in Italien und Deutschland. Ich habe die besten Ideen von dort und Belgien genommen und daraus den A-Cup gemacht", erzählt Alfred Wagner, und in einer, vielleicht zwei Sekunden rattert er ein halbes Telefonbuch an Namen herunter und zählt dabei die Freunde auf, die ihm geholfen haben, den A-Cup aufzubauen.
Elektrifizierung des Geländesports
Aber was denkt einer, der sich wie er, den alten Trials verschrieben hat, von den neuen Elektrotrials? "Ja, die werden kommen. Eigentlich mache ich mir schon Gedanken darüber, wie lange wir im Offroad noch Verbrennungsmotoren fahren dürfen. Ich habe Angst, dass die EU das verbieten wird – auf der anderen Seite würde diese Entwicklung wieder die Fahrelemente des Klassik-Trial unterstützen: das flüssige Fahren." Denn für Alfred Wagner ist der Griff zur Kupplung der Tod des Trialsports. "Auch wenn ich die Soundkulisse der alten englischen Viertakter im Starterfeld vermissen werde, blicke ich der Entwicklung, durch die wieder ein bunteres Fahrerfeld zustande kommen könnte, positiv entgegen. Denn die Trialspitze ist sehr dünn geworden. Früher gab es 20 Fahrer, die sich potentiell den Titel holen konnten – heute sind es vielleicht 10 Personen, die überhaupt die schwerste Spur fahren können."