Virtuelle (Freundschafts-) Insel der Seligen: Auf Sanktonlein.at vernetzen sich Buam und Madln.

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Die Welt ist wieder einmal um eine Social-Media-Plattform reicher. Nach einem Jahr Vorbereitung fiel am Freitag der offizielle Startschuss für Sanktonlein.at, ein Netzwerk, das zur digitalen Hauptstadt Österreichs werden möchte. Einreisen dürfen zwar Angehörige aller Nationen, spezielle Mundartkenntnisse vorausgesetzt.

"Madln" und "Buam"

Weibliche Onleiner des "ÖsterreichNetzWerkt" heißen "Madln", männliche Pendants "Buam". Wer einen Kommentar posten will, "gibt seinen Senf dazu", der mit "Find ich gut" oder "Ned so meins" quittiert werden kann. Beim Beziehungsstatus stehen unter anderem "unterm Schlapfen" und "Anbratbar" zur Auswahl.

Dreifaltigkeit

Keine Frage, Sankt Onlein hat Anleihen bei Facebook und Google+ genommen. Doch nicht nur in sprachlicher Hinsicht hofft das Team um Geschäftsführer Georg Kandutsch und Contentchef Matthias Euler-Rolle, ein etwas anderes Freundesnetzwerk anbieten zu können. "Wir wollen mehr sein als nur die Österreich-Variante von Facebook und setzen dabei auf Dreifaltigkeit", sagt er.Womit weniger Heiliges als das Programmangebot gemeint ist, das auf drei Säulen aufbaut: eine klassische Plattform für Freundschaften, Vereine und Unternehmen jeder Größe, einer digitalen Zeitung von Usern für User sowie einer "Schoppingwelt".

"Shoppingwelt"

Bei Letzterer handelt es sich um einen regionalen Marktplatz, auf dem heimische Manufakturen ihre Produkte ins digitale Schaufenster einstellen können. Neben gewerblichen Usern, die rund fünf Euro pro Monat zahlen, will sich die Plattform mittels Online-Werbung finanzieren.

Wahre Freunde

Auf Sankt Onlein soll der Nutzer sich auch damit auseinandersetzen, wer seine wahren Freunde sind: Im sogenannten Intimi-Kreis ist Platz für nur ein Dutzend.Im Zeitalter der Auseinandersetzung um die Einhaltung von Datenschutzrechten und Privatsphäre wirbt das Netzwerk mit dem rot-weiß-roten Mascherl: "Es gilt österreichisches Recht, und auch die Ansprechpartner sind vor Ort. Dadurch kann auf Fragen, aber auch auf negative Vorfälle wie Datenmissbrauch sofort reagiert werden", teilt Kandutsch einen Seitenhieb an die bekannten US-Netzwerke aus.

"Pfiat di"-Button

Nicht wenig stolz ist er auf den "Pfiat di"- Button: "Mit diesem können auf Wunsch alle Einträge komplett gelöscht werden, die auf unseren Servern gespeichert sind." 11.000 Sankt Onleiner sind den Angaben nach im Laufe der Testphase in die Österreich-Community schon eingezogen. Finanzier und Alleineigentümer der Betreibergesellschaft UGC ist Heinrich Schuster.

Zwei Millionen Euro investiert

Zwei Million Euro hat er komplett ohne Fremdkapital investiert, auch für mögliche Durststrecken seien noch Mittel da, sagt Schuster. Heuer soll die 100.000-Nutzer-Grenze erreicht werden. Mittel bis langfristig sollen es 300.000 bis 500.000 werden. Dann sei eine solide Basis für eine vernünftige ökonomische Gestaltung gegeben. (kat, DER STANDARD, 10.3.2012)