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Hedi Slimane kehrt zu Yves Saint Laurent zurück.

Foto: EPA PHOTO AFP/PIERRE VERDY

In der Modeszene ist er ein Superstar - und das, obwohl seinen Namen außerhalb der engen Zirkel der Hochglanzmagazine und Zehn-Zentimeter-Heels nur wenige kennen. Auf den schmalen Sakkos und den engen Röhren, die Hedi Slimane bis vor einigen Jahren designte, stand nämlich immer ein anderer Name: erst Yves Saint Laurent, dann Dior Homme. Slimanes heißester Wunsch, ein eigenes Modelabel zu gründen, wurde ihm von seinen Geldgebern nie erfüllt. Es ist anzunehmen, dass er auch weiterhin nur davon träumen kann.

Mit der überraschenden Bestellung zum neuen Chefdesigner von Yves Saint Laurent wird Slimane nämlich erst einmal alle Hände voll zu tun haben. Anders als 1996, als der große Meister Saint Laurent höchstpersönlich den jungen Slimane zum Chef seiner Herrenlinie machte, ist der 1968 in Paris geborene Sohn eines Tunesiers und einer Italienerin jetzt für die Männer- und Frauenlinien des Hauses zuständig. Und das, obwohl Slimane bisher keine Damenmode designte.

Einflussreiche Frauen der Modewelt wie die ehemalige Chefredakteurin der französischen Vogue, Carine Roitfeld, trugen seine Kreationen freilich trotzdem. Anders als die Mehrheit ihrer männlichen Artgenossen, passten sie in seine engen Kreationen, die an an-drogynen Jünglingen Maß nahmen. Slimanes Heroen sind Buben, denen die ersten Barthaare sprießen. Als ausgesprochener Indie-Rock-Fan setzte er sich regelmäßig in den Zug von Paris nach Berlin und London und fotografierte auf einschlägigen Konzerten.

Seine Fotobände por-trätierten Musiker wie Pete Doherty, dessen Look Slimane wesentlich miterschuf. Es entstand das Bild des dunklen, melancholischen Gitarrenhelden, der immer wie am Rande des Abgrunds zu schweben schien und der seinen Weg bald aus den Clubs hinaus auf die Straße fand. Als Chefdesigner von Dior Homme (die konkurrierenden LVMH-Gruppe hatte Slimane 1999 von Yves Saint Laurent abgeworben) war Slimane der bestimmende Herrenmodedesigner des neuen Jahrzehnts. Sein Look blieb auch noch präsent, nachdem er sich 2007 als Designer zurückzog, um hauptsächlich als Fotokünstler zu arbeiten. Diverse Lady-Gaga-Cover stammen von ihm, er fotografierte für Prada und die Vogue. Als Designer für Yves Saint Laurent kehrt er jetzt zu seinen Wurzeln zurück - und zur Schadenfreude vieler in der Modebranche zum größten Konkurrenten seines früheren Arbeitgebers. (Stephan Hilpold, DER STANDARD, 10.03.2012)