London - Mit einem juristischen Kunstgriff wollen einige Hedgefonds sich nach Informationen von Insidern der Umschuldung Griechenlands entziehen. Die Investoren hätten eine Möglichkeit entdeckt, die Regierung in Athen zur vollen Auszahlung bestimmter Schuldtitel zu zwingen, verlautete Donnerstagnacht von drei mit der Sache vertrauten Personen. Dies werde zwar den Schuldenschnitt in Höhe von mehr als 100 Milliarden Euro nicht behindern, könne Griechenland aber zu empfindlichen Zahlungen nötigen.

Achillesferse Eisenbahnanleihe?

Den Kreisen zufolge geht es konkret um eine Anleihe der staatlichen Eisenbahn, die von der griechischen Regierung garantiert wird. Darin gibt es demnach eine Klausel, nach der die Gläubiger einen Zahlungsausfall feststellen können, wenn der Schuldner eine Umschuldung anstrebt. Dies eröffne den Bond-Besitzern die Möglichkeit, eine sofortige Auszahlung zu verlangen. Diesen Prozess einer vorzeitigen Fälligkeit könnten die Hedgefonds bereits am Freitag oder nächste Woche starten, hieß es in verhandlungsnahen Kreisen. Voraussetzung sei allerdings, dass die Fonds sich einen ausreichenden Anteil an dem Eisenbahn-Bond gesichert haben, der ein Volumen von 412,5 Millionen Euro hat und eine Laufzeit bis 2013. Denn nur dann können sie nicht von einer Mehrheit anderer Bond-Besitzer gezwungen werden, sich an der Umschuldung zu beteiligen.

Das Vorgehen der Hedgefonds könnte den Kreisen zufolge dazu führen, dass auch bei anderen griechischen Eisenbahn-Anleihen Klauseln zum Tragen kommen. Dann könnte Athen mit sofortigen Zahlungsforderungen von insgesamt drei Milliarden Euro konfrontiert werden, hieß es.

Die Kurve kratzen

Um eine volle Auszahlung zu erreichen, versuchen Hedgefonds ihre Positionen in Hellas-Anleihen auszubauen, die nach investorenfreundlicherem ausländischen Recht aufgelegt sind. Die Bonds nach griechischem Recht hingegen ermöglichen es Athen, sogenannte Umschuldungsklauseln (CACs) in den Anleihenverträgen zu aktivieren und damit den Gläubigern ihr Angebot für den geplanten Tausch von Schuldtiteln aufzwingen. Etwa 15 Prozent der griechischen Anleihen über insgesamt 206 Milliarden Euro, die von privaten Gläubigern gehalten werden, wurden nach ausländischem Recht begeben. Die endgültigen Verhandlungen über den Schuldentausch bei Anleihen nach ausländischen Recht sind für Ende März geplant. (APA, 9.3.2012)